Die Kultur und Wissenschaft in der römischen Kaiserzeit

Die Dichtung

Die römischen Kaiser hatten schon seit Augustus erkannt, dass die Literatur und Kunst wichtige Mittel waren, um ihre Politik im Reich zu verbreiten. In diesem Sinne verfasste der Dichter Vergil (70 bis 19 v.u.Z./70 bis 19 v.Chr.) ein Werk über die sagenhafte römische Frühzeit in Versen, die „Aeneis“, und fügte darin auch eine Verherrlichung des Kaisers Augustus ein.

Vergil
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Eine gewisse Kritik an den Verhältnissen im Römischen Reich zeigt sich in römischen Spottgedichten. Diese Satiren zeigen, dass Angehörige der oberen Schichten nicht alles billigten, was geschah. So richteten die Satiren des Horaz (65 bis 8 v.u.Z./65 bis 8 v.Chr.) gegen die übermäßige Jagd nach Reichtum, gegen Erbschleicherei, gegen Emporkömmlinge und gegen Geizhälse.

Ein bissiger und scharfer Satirendichter war Juvenal (um 60 bis 140). Er wurde nach Ägypten verbannt, weil er einen Freund des Kaisers verspottet hatte. Schonungslos kritisierte er das Leben und Treiben der herrschenden Schichten. Er wandte sich auch gegen den Prunk und Luxus der römischen Sklavenhalter, die die Sklaven ein unwürdiges Leben führen ließen.

Der bedeutendste Spötter des Altertums war der griechisch schreibende Satirendichter Lukian (um 125 bis 180). In seinen Dichtungen machte er sich über die Vorstellungen der Menschen über die Götterwelt lustig. Er machte Witze über den Aberglauben, über Redner und Philosophen.

Dem Schriftsteller Petronius (gest. 66) verdanken wir den satirischen Roman „Das Gastmahl des Trimalchio“, worin er vom liederlichen Leben eines neureichen Emporkömmlings und vom zügellosen Treiben der Tischgäste erzählt.

In vielen anderen Dichtungen der Kaiserzeit verherrlichte man jedoch das ungestörte Genießen des eigenen Besitzes. Dies tat auch Vergil in seinen Hirtengedichten. Die Verherrlichung der römischen Kaiser ist besonders in geistlosen Lobreden auf einzelne Herrscher der späten Kaiserzeit stark ausgeprägt.

Die Wissenschaft und Technik

In der römischen Kaiserzeit baute man im Allgemeinen auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der Griechen auf. In den ersten Jahrhunderten war noch ein technischer Fortschritt spürbar, jedoch verkümmerten im Zusammenhang mit dem Niedergang der Stadt im Weströmischen Reich auch die Wissenschaften.

Columella (erste Hälfte und Mitte des 1. Jahrhunderts) schrieb eine wissenschaftliche Anleitung für die Arbeit in der Landwirtschaft; ein ähnliches Werk des Palladius (4. Jahrhundert) zeigt, dass die wesentlichen Grundsätze des Columella nach wie vor galten.

Das römische Reich brauchte gute Straßen. Es gab in der Kaiserzeit Straßen, die 24 Meter breit waren.

Römische Straße
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Rom brauchte für seine Lebensmitteleinfuhren einen guten Hafen. Dieser wurde in der Mitte des 1. Jahrhunderts in Ostia an der Tibermündung angelegt und zu Beginn des 2. Jahrhunderts erweitert. Er hatte eine Größe von 36 Hektar, war 5 ½ Meter tief, und der Kai war 2 Kilometer lang. Der Leuchtturm an der Hafeneinfahrt in Ostia war 60 Meter hoch.

Die Kaiser wollten auch mit gewaltigen Bauwerken die Stadt Rom und andere Städte verschönern. Das sogenannte Colosseum, ein riesiges Theater im Rom, war 43 Meter hoch, und rund 100 000 Menschen fanden darin Platz.

Trajanssäule in Rom, errichtet im Jahre 113
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Die vom Kaiser Caracalla (211 bis 217) errichteten Badeanlagen hatten eine Grundfläche von ungefähr 122 500 Quadratmeter. Die römischen Bäder des Kaisers Diokletian (284 bis 305) waren noch größer. Verschiedene steinerne Triumphbögen und Siegessäulen kündeten in Rom und in anderen Städten von den Siegen römischer Kaiser über ihre äußeren Feinde. In der Plastik vollbrachten römische Künstler damals große Leistungen.

Triumphbogen des Titus in Rom, errichtet im Jahre 81
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Im Handwerk kam es in der Kaiserzeit zu einigen Erfindungen und Verbesserungen der Technik. Allerdings blieben dieser Erfindungen sehr oft örtlich begrenzt und wurden nicht über das ganze Reich verbreitet. Häufig kam es auch vor, dass Erfindungen ihrer Zeit vorrauseilten und noch nicht technisch genutzt werden konnten, wie z.B. die Erfindung des Prinzips der Dampfmaschine durch Heron von Alexandria (1. Jahrhundert).

Einige Erfindungen Herons und anderer Techniker machte sich die Priesterschaft von Alexandria zunutze. Zum Beispiel konstruierte Heron auch einen Weihwasserautomaten, der gegen Münzeinwurf Weihwasser abgab, und Tempeltüren, die sich öffneten, wenn die Priester Opferfeuer auf dem Altar anzündeten.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die sechste Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die kulturellen Leistungen im römischen Reich

Die Entwicklung der Kultur ist eng mit dem Wachsen der römischen Macht verbunden. Aus der alten Backsteinstadt Rom wurde im Laufe von Jahrhunderten eine Marmorstadt. Denn einen Teil der aus den Provinzen erbeuteten Reichtümer nutzten die Römer zur Verschönerung der Stadt. 

Baukunst

Für das immer wachsende Reich war es sehr wichtig, dass alle Gebiete untereinander, aber besonders von Rom aus schnell zu erreichen waren. Nur so konnten erfolgreiche Kriegszüge durchgeführt und die Herrschaft über die eroberten Gebiete gesichert werden. Deshalb gewann besonders der Bau von festen Straßen und Brücken große Bedeutung. Das Straßennetz soll eine Gesamtlänge von 80 000 Kilometern erreicht haben. Natürlich erleichterte ein solches Straßennetz den Handel auf dem Landwege.

Ein römischer Staatsmann rechnete zu seinen wichtigsten Verdiensten: „Ich habe eine Straße gebaut von Rhegium nach Capua und alle Brücken-, Meilen- und Täfelchensteine(Wegweiser)gesetzt.“

Zur Wasserversorgung der größten Städte in Italien bauten die Römer riesige Wasserleitungen., die Aquädukte(von lateinisch apua=Wasser, ducere=führen, leiten). Das waren hohe steinerne Bogenreihen, die das Wasser von Bergseen über viele Kilometer hinweg in öffentliche Brunnen, Badehäuser(Thermen) und Privathäuser leiteten. Die öffentlichen Badehäuser besaßen besondere Räume für Warmbäder, Schwitzbäder und Massagen. Sie wurden wie Paläste der reichsten Sklavenhalter ausgestattet und verziert. 

Noch gut erhalten ist dieser römische Wasserleitungsbau in Südfrankreich. Seine Pfeiler sind im Flussgrund durch Steinfundamente tief verankert. Dieser Aquädukt ist 262 Meter lang und 50 Meter hoch
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982

Diese Bauten entstanden nur, weil Baufachleute genaueste Berechnungen über die mögliche Höhe, die notwendige Mauerstärke und die Festigkeit der Bauten anstellen konnten. Außerdem wurden Werkzeuge genutzt.

Der Tretkran ermöglichte die Beförderung von großen Lasten. Als neues, hartes und wasserdichtes Baumaterial verwendeten die römischen Bauhandwerker Beton.  Zuerst benutzten sie ihn beim Straßenbau. Bald entstanden aus ihm auch breite Gewölbedächer.

Mit ungeheurem Aufwand ließen die Römer Theater, Tempel und Triumphbögen errichten. Dabei bildete kostbarer Marmor das wichtigste Baumaterial. Wohin man auch von der Höhe des Kapitols, des Hauptberges, herabblickte, überall sah man die verschiedensten Prachtbauten und Denkmäler. Sie erstreckten sich, soweit der Blick reichte.

Das Colosseum war ein mächtiger Theaterbau. Über 40 000 Zuschauer hatten ihren Platz. Hier fanden die in Rom beliebten Zirkusspiele statt. Am Colosseum zeigt sich ein Merkmal vieler römischer Bauten, der Rundbogen
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982
Das Pantheon in Rom. Es ist ein im 2. Jahrhundert erbauter Tempel, der den Göttern geweiht war. Deutlich zeigt sich an ihm der Einfluss der griechischen Baukunst. Die Säulenreihen erinnern an bekannte Bauten Athens
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982

Aber nicht nur alle Bürger der Hauptstadt Rom wohnten in Palästen. Weit über die Hälfte der Einwohner lebte in elenden, mehrstöckigen Häusern. Diese wurden ohne jede Berechnung ihrer Festigkeit gebaut, so dass sie teilweise einstürzten und ihre Bewohner unter sich begruben. Zumindest im Geschichtsbuch der DDR hat man diese armen Seelen nicht vergessen.

Bildhauerei und Malerei

Den Schmuck der neuen Bauwerke und Plätze bildeten wie in Griechenland Statuen, aber auch Bilder. Viele Statuen kamen aus Griechenland. Hier gestalteten Bildhauer berühmte Standbilder nach, die stellten Kopien von ihnen her. Aber auch römische Künstler schufen bedeutende Werke. In der Kunst, das Gesicht eines Menschen nachzugestalten, übertrafen sie sogar die Griechen. Sie stellten den Menschen so dar, wie er wirklich aussah, auch mit seinen körperlichen Mängeln. Dagegen gaben die griechischen Bildhauer oft ein Bild vom Menschen, wie er sein sollte.

Gebäude, die dem Staat oder reichen Römern gehörten, wurden mit zahlreichen Gemälden geschmückt. Großer Beliebtheit erfreuten sich Gemälde, die Künstler aus farbigen Steinwürfeln zusammengesetzt hatten. Ein solches Gemälde bezeichnen wir als Mosaik.

Dieses Mosaik eenes Hundes stammt aus Pompeji. Solche Motive ließen reiche Römer an ihren Häusern anbringen, um unliebsame Gäste fernzuhalten
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982

Meistens malte man aber direkt auf die Wand. Viele solcher Gemälde bleiben erhalten. Ihre Farben wirken oft noch sehr frisch. Dagegen überdauerten die Bilder auf Leinwand oder Holz die Zeit nur selten.


Hier ein Hinweis, wie die Römerzeit in Bad Kreuznach heute gesehen wird. Es gibt dort die Römerhalle, ein Museum, wo kulturelle Leistungen aus der Zeit der Römer gezeigt werden. 

Ausstellungsstück aus der Römerhalle in Bad Kreuznach
Modell Römervilla, Ausstellungsstück aus der Römerhalle in Bad Kreuznach
Bilder entnommen aus der Website der Stadt Bad Kreuznach, Museum Römerhalle

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel.  

Entnommen aus der Website der Stadt Bad Kreuznach, Museum Römerhalle, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die kulturellen Leistungen der alten Griechen

Baukunst und Bildhauerei

Die Athener Bürger waren bestrebt, ihre Stadt durch prachtvolle Bauten zu verschönern. Die größten Leistungen vollbrachten die griechischen Architekten beim Bau von Tempeln. Der griechische Tempel erhob sich auf einem dreistufigen Fundament. Schlanke Säulen strebten nach oben. Die Wände waren mit Reliefs geschmückt.

Im 5. Jahrhundert entstanden auf der Akropolis von Athen mehrere solcher schöner Säulentempel. Ein breiter Aufgang, der auf beiden Seiten von hohen Säulen begrenzt war, führte auf den Burgberg. Der bedeutendste Tempel auf der Akropolis war der Parthenon-Tempel. Er bestand aus kostbarem Marmor und war mit 70 Meter Länge und 30 Meter Breite zugleich das größte Gebäude. Ihn hatte man der Schutzgöttin Athens, der Athene, geweiht. Wie die anderen Tempel schmückten ihn Reliefs. Sie zeigten einen friedlichen Wettstreit der Göttin Athene mit dem Meeresgott Poseidon um die Herrschaft über Attika und den Kampf der Griechen gegen Fabelwesen. Einmal im Jahr zogen die Athener Bürger in einem festlichen Zug auf die Akropolis und brachten der Schutzgöttin ein kostbares Geschenk. Auch die Darstellung dieses Zuges konnte man auf einer Längsseite der Parthenon bewundern. Die Schutzgöttin der Stadt und die eigenen Leistungen sollten an dieser Stelle glaubhaft gewürdigt werden.

Parthenon-Tempel. Gesamtansicht
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982
Verzierungen am Dach des Parthenon-Tempels. Die Pracht des Parthenon wurde noch durch blaue und rote Bemalung verstärkt. Diese Farben gab es auch im Tempelinneren. Dazwischen schimmerten schmale vergoldete Streifen. Im dunkleren Innenraum des Tempels stand eine hohe Statue der Göttin Athene
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982

Überall in Athen standen Bronze- und Marmorstatuen. Sie waren oft von beachtlicher Größe. Ein weiteres Standbild der Athene, von Phidias geschaffen, war neun Meter hoch. Es zeigte die Göttin in voller Rüstung. Schon von weitem grüßte sie die herannahenden Schiffe. Vorbild der Bildhauer für ihre Werke waren die freien Athener Bürger. Ihnen wurde Schönheit und Tapferkeit zugesprochen. Ob die Standbilder Götter darstellten oder hervorragende Persönlichkeiten, eines war ihnen gemeinsam: Die Formen und angedeuteten Bewegungen des menschlichen Körpers waren wirklichkeitsgetreu nachgebildet. Auch die Götter erhielten menschliche Gestalt.

Auch in den folgenden Jahrhunderten schufen die Griechen wertvolle Kulturdenkmäler. Zu ihnen gehört der herrliche Altar der Stadt Pergamon aus dem 2. Jahrhundert v.u.Z.

Athener Tempel
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982
Götterbildnis aus Griechenland
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982
Statue der Göttin Athene im Innenraum des Partheon, Mitte des 5. Jahrhunderts v.u.Z. Der Bildhauer Phidias hatte sie geschaffen. Sie strahlte Reichtum, Kraft und Ruhe aus. Golden schimmerten Kleidung und Haarschmuck, Elfenbein war das Material für Gesicht und Arme
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982
Westseite des Pergamon-Altars, wiederaufgebaut im Pergamon-Museum der Staatlichen Museen Berlin
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982

Zum heutigen Stand des Pergamon-Museums bitte auf Wikipedia nachsehen Für den Inhalt ist Wikipedia verantwortlich. – Nicht der Geschichtsblog.

Das Theater

Seit langer Zeit feierten die Athener jährlich ein großes Frühlingsfest. Es war dem Gott Dionysos gewidmet. Dionysos war der Gott des für Athen wichtigen Weinbaus. Zum Fest gehörten Lieder, die von einem maskierten Chor gesungen wurden. Im 6. Jahrhundert v.u.Z. wurden daraus Theatervorstellungen.

Schauspieler in Maske
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982

In jedem Frühjahr wurden an einem Tage bis zu zehn Stücke aufgeführt. Ihre Reihenfolge loste man aus. Nach den Vorstellungen wurde der Verfasser des besten Stückes als Sieger geehrt. Die Texte der aufgeführten Stücke kamen ins Archiv von Athen. Viele Theaterstücke blieben bis heute erhalten. Der Mensch ist stärker, als die Götter, wenn er klug, listig und tapfer ist. Er kann sein Leben selbst gestalten. Dieser Gedanke fand sich in verschiedenen Theaterstücken.

Theaterstücke von berühmten griechischen Dichtern, wie Sophokles, Aristophanes und Euripides, standen auch noch auf den Spielplänen der Theater der DDR.

Sport und olympische Spiele

Tapferkeit und Schönheit sollten Eigenschaften der freien Athener Bürger sein. Die Aufgabe, diese Eigenschaften anzuerziehen, hatte auch der Sport. Um die Knaben für den späteren Kriegsdienst auszubilden und abzuhärten, gab es in Athen besondere Turnschulen, die von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet sein mussten.

Die Knaben beschäftigten sich in den Turnschulen unter Anleitung eines Trainers mit Ball- und Reifenspielen, mit Seilziehen, Tanz und turnerischen Übungen. Ein Ringplatz in der Turnhalle war mit tiefem Sand bedeckt, in welchem sich die Ringenden wälzten. Vor und nach dem Turnen rieb man sich mit Öl ein, um die Haut geschmeidig zu halten. Waren die Jungen 16 Jahre alt, so begann für sie die direkte Vorbereitung auf den Kriegsdienst. Dafür gab es in Athen drei besondere Schulen, die Gymnasien.

Alle vier Jahre kamen die Griechen in Olympia in Südgriechenland zu sportlichen Wettkämpfen zu Ehren ihres obersten Gottes Zeus zusammen. Für einen Monat wurde ein allgemeiner Landfrieden verkündet. Alle griechischen Stadtstaaten mussten für diese Zeit Kämpfe gegeneinander einstellen. Die ersten nachweisbaren Olympischen Spiele fanden im Jahre 776 v.u. Z. statt.

Der Wettlauf war die geachtetste Disziplin. Er führte einmal um die Bahn des Stadions, die in Olympia 192 Meter maß. Außerdem standen der Langlauf, der Ringkampf, der Waffenlauf und der Fünfkampf auf dem Programm. Letzterer setzte sich aus Sprung, Lauf, Diskuswurf, Speerwurf und Ringkampf zusammen. Auf einer anderen Bahn veranstaltete man Wagenrennen. Bei diesen Wettkämpfen wurden nicht der Reiter oder der Wagenlenker geehrt, sondern der Pferdebesitzer galt als Sieger. Ein Waffenlauf beendete die sportlichen Wettkämpfe.

Diskuswerfer, geschaffen von Myron, einem der bekanntesten Bildhauer im fünften Jahrhundert v.u.Z.
entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982

Stets umsäumten Tausende von Zuschauern die Kampfstätten. Am letzten Tage der Spiele erfolgte im Tempel des Zeus die feierliche Siegerehrung. Die Olympiasieger erhielten einen Kranz, der aus den Zweigen eines in Olympia stehenden heiligen Ölbaumes geflochten war. Am Abend gab es einen Festschmaus. In seiner Heimatstadt errichtete man dem Olympiasieger zu Ehren oft eine Staue. In den Theatern erhielt er die besten Plätze. Überall begegnete man ihm mit Ehrfurcht. Die olympischen Spiele trugen viel dazu bei, dass sich das Zusammengehörigkeitsgefühl der Griechen festigte.

Wissenschaft

Die Athener hatten ausgedehnte Handelsverbindungen mit Gebieten im Alten Orient. Dort wurden sie mit den Ergebnissen der orientalischen Wissenschaften bekannt. Die Seefahrt selbst erweiterte ihre Erkenntnisse über die Natur. Die Griechen konnten sich auf dem offenen Meer orientieren, erkannten herannahende Unwetter an der Färbung des Himmels und des Wassers. Schließlich erlebten sie das Aufblühen ihres Staates, im dem viele Bürger mitbestimmen konnten. Dadurch wuchs bei ihnen das Wissen um die große Kraft des Menschen, dem sich auch die Natur beugen muss. Griechische Wissenschaftler stellten an vielen Vorgängen der Natur fest, dass daran nicht Götter beteiligt waren, sondern alles seine natürlichen Ursachen hatte. Diese Ursachen versuchten sie zu erklären.

Griechische Philosophen begannen also, die Welt ohne Wirken von Göttern, aus natürlichen Ursachen zu erklären. Die Versuche zur Erklärung der Welt bedeuteten im Vergleich zum Götterglauben im Alten Orient einen großen Fortschritt im menschlichen Denken.

Die Philosophen späterer Jahrhunderte gingen von den Leistungen der griechischen Denker aus. Auch Karl Marx hatte Schriften der griechischen Philosophen und die griechische Geschichte genau studiert, bevor er zu seinen großen Erkenntnissen kam.

Die Griechen gelangten auch in anderen Wissenschaften zu bedeutenden Erkenntnissen, die aber vielfach wieder verloren gingen. Zahlreiche griechische Wissenschaftler waren in Alexandria tätig. Hier gab es eine große Bibliothek, hier stand das Museion, eine Lehr- und Wohnstätte für Gelehrte.

Besonders Mathematik und die Naturwissenschaften, wie Medizin, Physik, Astronomie und Geographie, erreichten einen hohen Stand. Der griechische Arzt Hippokrates trat der bis dahin herrschenden Auffassung entgegen, dass die Krankheiten von Göttern auf die Erde herabgesendet werden. ER führte alle Krankheiten auf natürliche Ursachen zurück und lehnte Gebete und Beschwörungen als Heilmethode ab. Das jetzt betriebene Sezieren (Zerlegen) menschlicher Leichname führte zur Begründung der Chirurgie.

Einer der größten Mathematiker und Physiker des Altertums war Archimedes von Syrakus. Er entwickelte vor allem die Mechanik. Bei ihm finden wir erstmalig klar formulierte Grundlagen für die Berechnung von Hebelwirkungen und Tragfähigkeit von Schiffen.

Griechische Astronomen lehrten schon die Kugelgestalt der Erde. Aristarch von Samos vertrat die Ansicht, dass die Erde um die bewegungslos im Mittelpunkt der Bahn ruhende Sonne kreist und sich dabei um die eigene Achse dreht. Er lehnte die damals übliche Vorstellung ab, nach der die Erde eine Scheibe ist und bewegungslos im Mittelpunkt der Welt ruht.

Die Geographie erfuhr mit Eratosthenes eine Weiterentwicklung. Er ging ebenfalls von der Kugelgestalt der Erde aus und berechnete ihren Umfang mit etwa 40 050 Kilometern. Der tatsächliche Erdumfang beträgt 40 076 Kilometer! Erst vor ungefähr 200 Jahren gelang es, die Berechnungen des Eratosthenes zu verbessern.

Für bedeutende Leistungen in der Bildhauerei, Malerei und auch Dichtung in späterer Zeit war die griechische Kunst Vorbild. Die wissenschaftlichen Ergebnisse der Griechen stellen einen Höhepunkt des menschlichen Denkens dar. Die kulturellen und wissenschaftlichen Leistungen der Griechen wirken bis in unsere Zeit fort.

siehe auch Beitrag „Im Dionysostheater“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 5. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR