Das Leben der Sklaven, Bauern, Kolonen und Handwerker im Römischen Reich war immer schwerer geworden: Sie litten unter dem Niedergang der Wirtschaft und zweifelten infolge der Niederlage aller Aufstände daran, jemals ein besseres Leben führen zu können. Sie suchten einen Ausweg aus ihrer Lage.
Das Christentum
In dieser Zeit traten im Römischen Reich Menschen auf, die eine Erlösung aus dem Elend versprachen. Da sie diese Erlösung im Leben nicht für möglich hielten, sollte sie nach dem Tode kommen. Der Glaube daran sollte die Menschen das schlechte Leben vergessen lassen.
- Im römischen Kaiserreich gab es viele Religionen. Eine trat im Laufe der Zeit besonders hervor: die christliche Religion. Sie entstand im 1. Jahrhundert in Palästina. Im Vergleich mit anderen Religionen war sie leichter verständlich und wandte sich an Freie und Sklaven sowie an alle Völker im Mittelmeerraum. „Da ist kein Unterschied, ob Grieche oder Jude, ob Mann, ob Weib, Sklave oder Freier!“ Es waren vor allem die ärmeren Volksschichten und die Sklaven, besonders Bewohner der Städte, die sich angesprochen fühlten, denn die christliche Religion richtete sich in der ersten Zeit stärker als andere Religionen gegen den Reichtum und gegen den Wucher. In einem Spruch hieß es: ES ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt!
Ihre Anhänger berichteten: Im jüdischen Zimmermannssohn Jesus sei ein Gott in Menschengestalt erschienen. Sie knüpften damit an uralte Vorstellungen an, dass die Erlösung der Menschen von Leid und Unterdrückung durch einen „Chrestos“ (griechisch) erfolgen sollte. Im Lateinischen wurde daraus „Christus“. Christus heißt Auserwählter gottähnlicher Mensch. Die Lehre von einem göttlichen Kinde, das Heil und Segen bringen würde, sowie von einem sterbenden und wiederauferstandenen Gott war im Vorderen Orient seit sehr langer Zeit bekannt.
Alle Menschen, die an Christus glaubten, nannte man Christen. Ihre Lehre wurde in späterer Zeit in Schriften („Neues Testament“, Bibel) gesammelt. Im 1. Jahrhundert bestimmten die christlichen Gemeinden selbst, wie sie ihren Gottesdienst ausüben wollten und wer ihr Vorsteher sein sollte.
Das Christentum als Staatsreligion
- Aber schon bald verknüpften die Vertreter der christlichen Religion diese Lehre mit der Sklavenhalterordung: Die Christen sollten gehorsam sein und auf Aufstände verzichten und sich widerspruchslos dem Kaiser und seiner Regierung unterordnen. In der Bibel steht: Jedermann sei untertan der Obrigkeit…Den es gibt keine Obrigkeit ohne von Gott… Das Christentum forderte niemals die Abschaffung der Sklaverei. Die Sklaven sollten Sklaven bleiben und ihren Herren nicht entfliehen. Die Unterdrückung der Armen und die unmenschliche Ausbeutung der Sklaven sollten lediglich gemildert werden.
Die römischen Kaiser schufen sich zur gleichen Zeit eine eigene Religion, einen „Kaiserkult“. Die Christen lehnte den Kaiserkult ab. Es kam zu Zusammenstößen mit der Staatsgewalt und auch zu großen Christenverfolgungen.
Reiche und wohlhabende Römer wurden Christen. Das Vermögen der christlichen Gemeinden stieg. Macht und Ansehen der Bischöfe (das waren die Vorsteher der christlichen Gemeinden) nahmen zu. Sie wollten sich mit dem römischen Staat versöhnen. Die Gedanken des frühen Christentums-sie seien gleichberechtigt und es gelte, gegen die Reichen und den Reichtum zu kämpfen- gerieten mehr und mehr in Vergessenheit. Die Unterordnung unter die Obrigkeit wurde um so stärker verkündet. Die römischen Kaiser erkannten schließlich, dass eine Verbindung mit dem Christentum den Staat stärken könnte.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Die Christen hatten sich eine festgefügte Organisation, die Kirche, geschaffen. Da die Lehre der Christen nur einen Gott anerkannte, mussten die früher von den Römern verehrten Götter abgeschafft werden. Ihre Tempel wurden oft von den Christen zerstört, und viele Denkmäler der antiken Kunst und viele alte Schriften gingen auf diese Weise verloren.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
- Am Ende des 4. Jahrhunderts wurde das Christentum zur Staatsreligion erhoben, d.h. alle Römer mussten, ob sie wollten oder nicht, Christen werden.
Die Ausbreitung der christlichen Religion ermöglichte der herrschenden Klasse der untergehenden Sklavenhaltergesellschaft, aber auch späteren Gesellschaftsordnungen, die Religion als wirksames Mittel zur Unterdrückung der ausgebeuteten Klassen einzusetzen.
- Das Christentum war ursprünglich eine Religion für die Armen und Ausgebeuteten. ES sollte ihnen Trost spenden. Allmählich jedoch sorgten die reichen Christen dafür, dass der römische Staat unterstützt wurde. Die Kaiser erkannten, dass das Christentum, das sich im Reich verbreitet hatte, eine nützliche Religion für sie war. Sie erklärten es deshalb zur Staatsreligion.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel