Der Niedergang der römischen Sklavenhaltergesellschaft

Eine Gesellschaftsordnung, die auf Ausbeutung von Sklaven beruht, kann nicht ewig bestehen. Wenn die unterdrückte Klasse sich wehrt und nicht mehr so leben will und die herrschende Klasse keine Möglichkeit mehr hat, ihre Macht aufrechtzuerhalten, kommt es zum Zerfall der Gesellschaftsordnung.

Landwirtschaft und Städte im 3. Und 4. Jahrhundert

Die Veränderungen in der Landwirtschaft

Die Landwirtschaft blieb der wichtigste Wirtschaftszweig des Römischen Reiches. Dort waren die meisten freien und unfreien Bewohner des Reiches tätig. Die vielen Sklaven auf den Latifundien führten den Klassenkampf auf ihre Weise.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

-Die Erträge gingen schon im 1. Jahrhundert v.u.Z. zurück. Deshalb suchten die Sklavenhaltet nach neuen Formen der Ausbeutung.

  • – Sie teilten die großen Ländereien auf. 25 bis 50 ha ließen sich von weniger Sklaven bewirtschaften. Dadurch konnten sie die Sklaven leichter beaufsichtigen.
  • – Sie gaben aus ihrem großen Grundbesitz Land an freigelassene Sklaven und verarmte Römer in Pacht.

-Die Pächter mussten für die Nutzung des Landes einen Pachtzins bezahlen und Abgaben von der Ernte leisten. Sie wurden Kolonen genannt. Diese Wirtschaftsform hieß Kolonat. In der ersten Zeit waren diese Kolonen noch völlig freie Pächter und noch nicht an den Boden oder an den Grundbesitzer gebunden. Sie arbeiteten deshalb besser als die Sklaven.                                                                                            Doch die Besitzer des Landes, die Großgrundbesitzer, wollten noch reicher werden und verlangten ständig höhere Abgaben. Die Kolonen konnten die Pacht nicht mehr bezahlen und verarmten. So wurden sie von den Besitzern immer abhängiger. Im 4. Jahrhundert verbot man ihnen sogar, das Land zu verlassen. Selbst ihre Kinder und Enkel mussten wieder Kolonen werden. Sie wurden zur untersten Schicht der freien Bevölkerung.

Worfeln des Getreides
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Römischer Bauer mit Pflug
Auseiner Beschwerde der Kolonen
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Kolonen bringen Abgaben zum Großgrundbesitzer
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Die Kolonen beklagten sich mehrfach bei den Kaisern. Aber diese Schreiben halfen nicht viel: Die Großgrundbesitzer wurden mächtiger und reicher, und die Kaiser konnten sich nicht gegen sie durchsetzen. Die Kaiser brauchten die Großgrundbesitzer, da sie ihnen Geld, Nahrungsmittel und Soldaten lieferten.

Die Verarmung der Stadtbevölkerung

— Als der Reichtum und damit die Macht der Großgrundbesitzer wuchsen, wollten sie auch selbst über das Handwerk und den Handel bestimmen. Sie siedelten Handwerker und Händler auf den Gütern an und gaben ihnen die auf ihrem Land hergestellten Produkte zur Verarbeitung und zum Verkauf. Da aber die Erträge auf dem Lande immer niedriger wurden, konnte von den Handwerkern weniger produziert und von den Händlern weniger verkauft werden. So ging auch der Fernhandel zurück.

Die römischen Kaiser waren interessiert, einen Teil der Handwerker in der Stadt zu halten. Sie mussten für die Armee, die Flotte, die römische Verwaltung und für den Kaiserhof arbeiten. Sie durften deshalb die Stadt nicht verlassen.

Laden eines Tuchhändlers
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Messerschmied bei der Arbeit
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Porta Nigra (Schwarzes Tor) in Trier, um 315 entstanden
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Viele städtische Grundbesitzer wurden durch die Politik der Kaiser zugrunde gerichtet. Nur in den Provinzen am östlichen Mittelmeer dienten die Städte weiter als Umschlagplätze im Fernhandel nach Arabien, Indien, Persien und nach Italien.

Das Leben in den Städten wurde unerträglich. Niemand wollte mehr ein städtisches Amt übernehmen, das früher sehr begehrt war, weil es das Ansehen des betreffenden Bürgers hob. Wenn eine Stadt ihre Steuern nicht voll bezahlen konnte, nahm sich die kaiserliche Verwaltung das persönliche Eigentum der Stadträte; manchmal wurden sie auch hingerichtet.

  • Die Wirtschaft in den westlichen Teilen des Römischen Reiches, besonders in Italien, wurde schwächer: Die Kolonen gerieten in immer stärkere Abhängigkeit von den Großgrundbesitzern. Die Erträge in der Landwirtschaft sanken. Das hatte den Niedergang des Handwerks und des Handels zur Folge. Das Leben in den Städten wurde unerträglich. Der römische Staat wurde geschwächt.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR