Die Anfänge des deutschen Staates

Aus dem Frankenreich bildete sich der mittelalterliche deutsche Staat heraus. Damit begann die Geschichte des deutschen Volkes.

Die Entstehung des deutschen Staates

Zu Beginn des 10. Jahrhunderts sah es so aus, als würde der ostfränkische Staat in mehrere selbstständige Herzogtümer zerfallen. Wie konnte es aber geschehen, dass die Herzöge schließlich erneut einen König als oberste Gewalt anerkannten?

Der Sachsenherzog Heinrich als König

Anfang des 10. Jahrhunderts gab es günstige Voraussetzungen, um einen starken König im Ostfrankenreich zu wählen.

  1. Außer den Bauern litten viele kleine, mittlere und geistliche Feudalherren unter den ständigen Kämpfen, die die großen Feudalherren untereinander führten. Sie wünschten sich einen starken über allen Herzögen stehenden König.
  2. Der Adel aller ostfränkischen Stammesverbände sah ein, dass es am besten sei, fest zusammenzuhalten und nicht die Kräfte zu zersplittern. (Die Bezeichnung „Deutsche“ wurde erst im 11. Und 12. Jahrhundert üblich. Das Wort „Deutsche“ stammt aus der althochdeutschen Sprache. „Deot“ hieß einfach so viel wie „Volk“. Später wurde daraus „deutsches Volk“ und „Deutschland“)
  3. Der sächsische Herzog Heinrich war ein Feudalherr, der gute Voraussetzungen für einen starken König besaß. Er verfügte über ausgedehnten Großgrundbesitz in ganz Sachsen und Thüringen, über zahlreiche Vasallen und feudalabhängige Bauern und über ein schlagkräftiges Heer. Die sächsischen Feudalherren hatten sich schon früh im Klassenkampf gegen die Bauern durchzusetzen. (vergl. Stellinga-Aufstand!). Der sächsische Herzog schien am ehesten in der Lage, die durch die Ungarn drohende Gefahr zu bannen und den Kampf gegen die Bauern zu führen.

Im Jahre 919 wurde Heinrich I. von den sächsischen und einem Teil der fränkischen Feudalherren zum deutschen König gewählt. Bis 921 hatte es Heinrich I. verstanden, sich auch gegenüber den bayrischen, schwäbischen und dem Rest der fränkischen Adligen als Herrscher durchzusetzen. Es waren alle Voraussetzungen gegeben, dass sich aus dem Ostfrankenreich ein deutscher Staat entwickelte.

Siegel Heinrichs I.
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse
Die Entstehung des deutschen Feudalstaates
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Der Kampf gegen die Ungarn

Heinrich I. hatte nunmehr seine Machtstellung im Inneren so gefestigt, dass er sich der Bekämpfung der Ungarn zuwenden konnte. Zunächst schloss er mit ihnen einen neunjährigen Waffenstillstand ab. Er verpflichtete sich zu jährlichen Zahlungen an die Ungarn. Diese Atempause nutzte der König, um eine bessere Verteidigung zu organisieren. Er ließ Befestigungen und Burgen neu anlegen bzw. ausbauen und gab diesen ständige Besatzungen. Manche dieser Burgen sind Keimzellen künftiger Städte geworden – Quedlinburg, Merseburg, Meißen und Nordhausen gehören zu ihnen.

Gepanzerter Krieger
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Der sächsische Mönch Widukind von Corvey über den Burgenbau und die Besatzungen der Burgen

„Zuerst nämlich wählte er unter den mit Landbesitz angesiedelten Kriegsleuten jeden neunten Mann aus und ließ ihn in Burgen wohnen, damit er hier für seine acht genossen Wohnungen einrichte und von aller Frucht den dritten Teil empfange und bewahre; die übrigen acht über sollten säen und ernsten und die Frucht sammeln für den neunten und dieselbe an ihrem Platz aufbewahren. Auch gebot er, dass die Gerichtstage und alle übrigen Versammlungen und Festgelage in den Burgen abhalten würden, mit deren Bau man sich Tag und Nacht beschäftigte, damit sie im Frieden lernten, was sie im Fall der Not gegen die Feinde zu tun hätten.“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Heinrich schuf die Panzerreiterei. Er suchte die besten Reiter dafür aus und schulte sie mehrere Jahre. Ihre Kampfkraft erprobte er erstmalig bei einem Eroberungsfeldzug gegen die Slawen 928/29.

933 waren die Verteidigungsvorbereitungen beendet. König Heinrich verweigerte die fälligen Zahlungen. Daraufhin fielen die Ungarn sofort in Deutschland ein. König Heinrich brauchte jetzt die Entscheidung nicht mehr zu fürchten. Bei Riade, einem heute nicht mehr mit Sicherheit zu ermittelnden Ort, der wahrscheinlich in der Unstrutgegend lag, kam es 933 zur Schlacht.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Krypta der Stiftskirche Quedlinburg

Größere romanische Kirchen besitzen meist eine unterirdische Krypta. In der Krypta befindet sich das Grab König Heinrichs I., von dem jedoch nur Teile des Sarkophags erhalten sind.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse
Screenshot

Ein Geschichtsschreiber der damaligen Zeit über die Schlacht gegen die Ungarn

„Einer Ermahnung ihres Königs Heinrich eingedenk, nehmen die Sachsen in gerade Schlachtlinie ihren Anlauf; keiner rennt mit rascherem Pferde dem anderen voraus, sondern wie der König es ihnen gesagt hatte, decken sie sich gegenseitig und fangen so mit ihren Schilden ohne Schaden die Pfeilwürfe auf; dann fallen sie, wie der Feldherr befohlen hatte, mit raschem Anlauf über den Feind her, so dass dieser röchelnd das Leben aushaucht, ehe er des zweiten Pfeils Blitzstrahl entsenden kann.“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Zusammenfassung zu Heinrich I.: Anfang des 10. Jahrhunderts bestanden günstige Voraussetzungen, um im Ostfrankenreich ein starkes Königtum zu begründen. Als König besonders geeignet war der sächsische Herzog. Er hatte großen Grundbesitz, war energisch und kampferfahren. 919 wurde er als Heinrich I. zum König gewählt. Er festigte sein Ansehen durch den Sieg über die Ungarn. Der deutsche Feudalstaat bildete sich heraus.

Der mächtige Staat unter Otto I.

Als 936 Heinrich I. starb, wurde noch im gleichen Jahr in Aachen Heinrichs Sohn Otto von den deutschen Feudalherren zum König gekrönt. Otto I. wollte den von seinem Vater gegründeten Staat festigen. In den Jahren 937/39 und 953/54 musste er Aufstände der Herzöge bekämpfen. Diese strebten erneut nach Selbstständigkeit. 955 waren die Ungarn wiederum in Bayern eingefallen. Otto rief alle deutschen Stammesverbände zum Kampf gegen die Eindringlinge auf.

Auf dem Lechfeld bei Augsburg kam es 955 zur Schlacht mit den Ungarn.

Aus dem Bericht Widukinds von Corvey über die Schlacht auf dem Lechfeld

„Die Kühneren unter den Feinden leisteten anfangs Widerstand, dann, als sie ihre Gefährten die Flucht ergreifen sahen, wurden sie, erschreckt zwischen die Reihen der Unsrigen geratend, niedergemacht. Von den übrigen zog ein Teil, deren Pferde ermüdet waren, in die nächsten Dörfer, wurde von Bewaffneten umringt und samt den Gebäuden verbrannt…An demselben Tage wurde das Lager genommen und alle Gefangenen befreit; am zweiten und dritten Tage wurde von den benachbarten Burgen aus die übrige Menge dermaßen aufgerieben, dass keiner oder doch nur sehr wenige entkamen.“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Die mächtige deutsche Streitmacht vernichtete das ungarische Reiterheer fas vollständig. Mit diesem Sieg war die Ungarngefahr für immer beseitigt. Er zeigte, wie fest die deutschen Stammesverbände schon in ihrem Staat zusammengewachsen waren. Ottos Macht im deutschen Feudalstaat war gestärkt worden.

Otto I.
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Die Kirche als Machtstütze Ottos I.

Nicht alle Herzöge wollten sich der Macht Ottos I. fügen. Einige von ihnen erhoben sich in Aufständen gegen den König. Um seine Macht im Staat weiter zu festigen, musste der König Abhilfe schaffen. Die geistlichen Feudalherren, also die Erzbischöfe, die Bischöfe und die Äbte der Klöster, unterstützten den König. Sie benötigten die Hilfe des Königs, um ihren Glauben im Staat verbreiten zu können. Der König konnte jederzeit über den kirchlichen Grundbesitz verfügen. Die Geistlichen durften nämlich nicht heiraten, und so fiel nach dem Tod das Land an den König zurück, der es wiederum an ihm treu ergebene geistliche Feudalherren vergeben konnte.

Otto I. führte das Reichskirchensystem ein. Er gewährte allen Bistümern (Herrschaftsgebiete der Bischöfe) den Königsschutz und übertrug den geistlichen Feudalherren die Rechtsprechung bei schweren Verbrechen. Zu ihrer weiteren Stärkung erhielten die Bistümer und großen Klöster umfangreiche Landschenkungen aus dem königlichen Grundbesitz. Otto I. gab hohen geistlichen Feudalherren weltliche Ämter. Mit dem Reichskirchensystem schuf Otto I. ein politisches Gleichgewicht zwischen den mächtigen weltlichen und den geistlichen Feudalherren, das ihm gestattete, beide Teile in Unterordnung zu halten.

Mit der zunehmenden inneren Stärkung des deutschen Staates wurde der Drang der Feudalherren und des Königs größer, fremde Gebiete zu unterwerfen. Dadurch wollten sie die feudalen Einnahmen erhöhen. Zweimal war Otto I. deshalb mit einem Heer nach Norditalien gezogen, dem damals wirtschaftlich reichsten und fortgeschrittensten Land Europas.

Gleichzeitig strebte Otto I. nach der Kaiserkrone. Er wollte nach außen mit dem oströmischen Kaiser gleichgestellt sein. Otto I. unterwarf das oberitalienische Königreich, zog nach Rom und wurde hier vom Papst 962 zum Kaiser gekrönt.

Kaiserkrone, um 962

Diese Krone wurde bis 1806 als Zeichen kaiserlicher Würde getragen. Aufbewahrt wird sie in der Hofburg von Wien.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Otto I. erreichte außerdem, dass alle neu zu wählenden Päpste die kaiserlichen Rechte anerkennen mussten. Der Kaiser selbst verpflichtete sich, die römische Kirche zu schützen, und bestätigte dem Papst all seine Landbesitzungen in Italien. Otto I. hatte damit eine äußerlich glanzvolle Kaiserpolitik der mittelalterlichen deutschen Könige eröffnet, die sich im Streben nach Macht, Beute und hohem Ansehen äußerte. Diese Kaiserpolitik wirkte sich später in der deutschen Geschichte verhängnisvoll aus, da die deutschen Könige sich sehr oft mehr um italienische als um deutsche Angelegenheiten kümmerten.

Otto I. mit den höchsten Feudalherren
Als Zeichen seiner Macht trägt der Kaiser die Krone, in der rechten Hand das Zepter und in der Linken den Reichsapfel.
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Zusammenfassung Otto I.: Otto I. setzte die Politik seines Vaters erfolgreich fort. Er bekämpfte die Aufstände der Herzöge, seine Streitmacht besiegte die Ungarn. Er führte das Reichskirchensystem ein. Der König eroberte fremde Länder. 962 wurde er in Rom vom Papst zu Kaiser gekrönt.

Deutsche Eroberungszüge gegen die Slawen

Der deutsche Feudalstaat führte auch Eroberungszüge nach Osten. Die Unterdrückung der Slawen muss man besonders beachten, weil die herrschenden Klassen in Deutschland über Jahrhunderte versuchten, zum Schaden der Völker Eroberungen vorzunehmen!

 

Vom Leben slawischer Stämme

Die östlichen Nachbarn des deutschen Feudalstaates waren die westslawischen Stämme der Obotriten, Lutizen und Sorben. Diese hatten sich im 6. Jahrhundert zwischen Elbe/Saale und Oder angesiedelt.

Slawische Silbermünze: Jacza von Köpenick, um 1157
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Sie lebten – ähnlich wie die fränkischen beziehungsweise deutschen Bauern- in Dorfgemeinden. Sie arbeiteten mit eisernen Pflügen, Sicheln, Sensen, Hacken aus Horn und Eisen sowie Beilen. Auf ihren Feldern (Zweifelderwirtschaft) bauten sie Weizen, Roggen, Hafer, Hirse, Gerste und Ackerbohnen an, hielten Kühe, Ochsen, Schweine, Schafe und Geflügel. Die Westslawen waren auch durch ihre Pferdezucht bekannt. Sie betrieben Jagd, Fischfang sowie Gartenbau und züchteten Bienen.

Seit dem 9. Jahrhundert gab es bei den Westslawen Handwerker, wie Schmiede, Töpfer und Stellmacher. Die Westslawen benutzten die Töpferscheibe und die Drehmühle. Sie betrieben Handel mit benachbarten Staaten und Stammesverbänden. Sie handelten vor allem mit Waffen, Pferden, Ochsen, mit Bernstein, Wachs und mit Sklaven. Bei den westslawischen Stämmen entstanden viele Marktorte.

Holzeimer
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse
Slawischer Töpfer bei der Arbeit
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse
Geräte der Slawen: Topf, Stemmeisen, Schlüssel, Sichel, Axt
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Zusammenfassung Slawen:

Die Slawen zwischen Elbe/Saale und Oder besaßen also für die damalige Zeit weitentwickelte Produktionsinstrumente. Im 9. Und 10. Jahrhundert löste sich die Urgesellschaft auf. Die Felder der Bauern wurden Privateigentum. Die Ungleichheit zwischen den Bewohnern der Dörfer nahm zu. Es gab nun – wie in den fränkischen und deutschen Gebieten- reiche und arme Bauern. Ein Krieger- und Stammesadel hatte sich herausgebildet. Dieser begann, die freien Bauern in die feudale Abhängigkeit zu zwingen.

Das Gebiet der westslawischen Stämme war in Burgbezirke eingeteilt. In der Mitte befanden sich die Burgen, die im Krieg als Zufluchtsstätten und im Frieden zur Abhaltung der Volksversammlung und Gottesdienste dienten.

Großer Burgwall im Teterower See (Rekonstruktion)

Die slawischen Stammesfürsten und Herrscher verlegten die Burgen, wo es möglich war, auf Inseln, Halbinseln oder in Sumpfgebiete. Außerdem wurden die Wallanlagen verbreitert und erhöht, auch die Tore wurden stärker gesichert.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Bischof Thietmar von Merseburg im 11. Jahrhundert über den Burgbau von Meißen

„König Heinrich (I.) rodete einen an der Elbe liegenden, damals im dichten Wald bedeckten Berg, baute dort (929) eine Burg (urbs), gab dieser nach einem an ihrer Nordseite vorbeifließenden Bach den Namen Misni (Meißen) und schützte sie in der noch heute üblichen Weise durch eine Besatzung und Befestigungsbauten. Von ihr aus unterwarf er die Milzener (Oberlausitzer) seiner Herrschaft und zwang sie, ihm Tribut zu zahlen.“

Die Unterwerfung slawischer Stämme

Die Unterwerfung der Westslawen durch den deutschen Feudaladel begann bereits unter Heinrich I. Als er seine Herrschaft gesichert hatte, fiel er mit einem Heer der Feudalherren plündernd in die Gebiete zwischen Elbe/Saale und Oder ein. Mit diesen Einfällen begann die erste Etappe der feudalen deutschen Eroberungszüge nach Osten. 929/930 wurde Meißen als militärischer Stützpunkt im Gebiet der Slawen errichtet. Bis 934 hatte Heinrich I. fast alle westslawischen Stämme in die Abhängigkeit gebracht.

Sein Nachfolger, Otto I., war bestrebt, die eroberten Gebiete im Slawenland zu festigen. Er setzte zwei Markgrafen ein: Gero im Gebiet an der Mittelelbe und Saale und Hermann Billung im Gebiet der Niederelbe. Diese führten ständig Raubzüge gegen die Slawen durch. Um den erbitterten Widerstand der Slawen zu brechen, scheuten sie weder vor List, noch vor Mord und Bestechung zurück.

Eines Tages lud Markgraf Gero dreißig sorbische Adlige zu einem Gastmahl ein. Während sie ahnungslos speisten, gab Gero seinen Kriegern ein Signal. Daraufhin stürzten sich diese auf die Gäste. Ein wildes Ringen hob an. Die überraschten Slawen wehrten sich mit Krügen und Fäusten. Es war ein ungleicher Kampf. Ein slawischer Fürst nach dem anderen sank erschlagen zu Boden.

Durch diese Tat wollte Gero die Sorben ihrer Anführer berauben und einschüchtern.

Ähnlich wie bei der Unterwerfung Sachsens durch die Franken wurde die christliche Kirche benutzt, um die deutschen Eroberungen im Slawenland zu sichern. Die Bistümer Oldenburg, Brandenburg, Havelberg, Merseburg, Zeitz und Meißen wurden von den deutschen Feudalherren gegründet. Sie waren alle dem 968 entstandenen Erzbistum Magdeburg unterstellt. Viele Kirchen wurden gebaut, von denen die Slawen zum christlichen Glauben bekehrt wurden. Die deutschen Bistümer und Klöster raubten den Slawen viele Ländereien und vergrößerten so ihren feudalen Grundbesitz.

Vom erfolgreichen Widerstand der Slawen

Der Freiheitswille der slawischen Stämme konnte von den deutschen Feudalherren nicht gebrochen werden. Sie wehrten sich verzweifelt gegen die Fremdherrschaft. Als 982 der Nachfolger Ottos I. auf einem Feldzug in Italien eine schwere Niederlage erlitt und ein großer Teil des deutschen Heeres abwesend war, erhoben sich die Slawen zum Aufstand gegen die deutschen Feudalherren. Die Lutizen eroberten im Jahre 983 Havelberg und Brandenburg. Die Obodriten besetzten Hamburg und zogen sogar über die Elbe in Richtung Westen. Die macht der deutschen Feudalherren östlich der Elbe brach zusammen. Lediglich die Sorben blieben unter deutscher Herrschaft, weil sie sich nicht an dem Aufstand beteiligt hatten.

Der große Slawenaufstand von 983, der zum ersten Mal von Obodriten und Lutizen mit vereinten Kräften geführt wurde, war Höhepunkt und Abschluss des Kampfes der Westslawen um ihre Freiheit im 10. Jahrhundert. Etwa 150 Jahre konnten sie sich unabhängig vom deutschen Feudalstaat entwickeln. Von Seiten des frühfeudalen deutschen Staates wurden jedoch die Herrschaftsansprüche nicht aufgegeben. Der Sieg der Westslawen über die deutschen Feudalherren erleichterte auch den polnischen und tschechischen Feudalherren die Festigung ihrer unabhängigen Staaten.

Zusammenfassung: Die deutschen Feudalherren unterwarfen im 10. Jahrhundert die Westslawen. Das war die erste Etappe der feudalen deutschen Eroberungszüge nach dem Osten. Im großen Slawenaufstand 983 konnten sich die slawischen Stämme, bis auf die Sorben, befreien.

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Der Untergang des Weströmischen Reiches

Im 3. Jahrhundert hatte der Niedergang des römischen Sklavenhalterstaates begonnen. Der römische Senat hatte nur noch in der Stadt Rom etwas zu bestimmen. Die Kaiser wechselten häufig. Die Städte verfielen. Zahlreiche Kriege erschütterten das Römische Reich. Viele fremde Völker, die außerhalb der Grenzen lebten, drangen in römische Gebiete ein. Die Wirtschaft wurde zerrüttet, und der Handel ging zurück. Der Großgrundbesitz nahm zu.

Das Heer war neben den zahlreichen Beamten die einzige feste Stütze des Reiches. Um die Herrschaft der Sklavenhalter noch retten zu können, wurde noch mehr Macht in den Händen des Kaisers vereinigt. Am Ende des 3. Jahrhunderts verschärfte sich die Militärherrschaft weiter. Der Kaiser wurde als dominus (=Herr) über alle seine Untertanen bezeichnet. Diese letzte und höchste Stufe der römischen Militärherrschaft wird der Dominat genannt (284 bis 476).

Im 4. Jahrhundert wurde das Reich in ein Oströmisches und in ein Weströmisches Reich geteilt. Hauptstadt des Oströmischen Reiches wurde Konstantinopel (das heutige Istanbul). Der Kaiser des Weströmischen Reiches hatte seinen Sitz nicht mehr in Rom, sondern in Mailand, zeitweilig auch in Trier im Moselland und in Ravenna in Norditalien.

Grabmal des Ostgotenkönigs Theoderich in Ravenna
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die sechste Klasse, Stand 1982

Im 5. Jahrhundert bildeten sich auf dem Boden des Weströmischen Reiches verschiedene Königreiche. In zahlreichen Kriegen und Aufständen brach das morsch gewordene Weströmische Reich zusammen. Es bestand in der Mitte des 5. Jahrhunderts nur noch aus Italien und einigen Gebieten in Gallien, im Alpenland und in Dalmatien. Im Jahre 476 sah der Befehlshaber der germanischen Söldner in Italien, Odoaker, keinen Grund mehr, den zerrütteten weströmischen Staat weiter zu unterstützen. Weil man seine Forderung nach Siedlungsland in Italien verweigerte, setzte er kurzerhand den letzten weströmischen Kaiser ab. Schon wenige Jahre später (493) errichtete König Theoderich (in der Heldensage Dietrich von Bern) den Staat der Ostgoten in Italien, nachdem er die Macht Odoakers vernichtet hatte.

Theoderich-Münze
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die sechste Klasse, Stand 1982
Vergoldeter Spangenhelm aus einem Adelsgrab von Stößen, Kreis Weißenfels, 6. Jahrhundert
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die sechste Klasse, Stand 1982

Im 5. Jahrhundert wurde das weströmische Reich zerschlagen. Das Oströmische Reich bestand dagegen unter dem Nehmen Byzanz noch bis 1453 weiter. Mit dem Untergang des Weströmischen Reiches wurde zugleich der Sklavenhaltergesellschaft der entscheidende Schlag versetzt. Etwa um 600 war die Sklaverei als Gesellschaftsordnung endgültig beseitigt. Als Form der Ausbeutung bestand sie jedoch noch lange Zeit weiter.

Ursachen für den Untergang des Weströmischen Reiches:

 

Wirtschaftliche Zerrüttung      

 – Rückgang der landwirtschaftlichen Erträge

-Verarmung der Handwerker und Kaufleute

-Verminderung des Handels

-Größere Selbstständigkeit der Provinzen

-Zunahme des Großgrundbesitzes

 

Schwächung der Staatsmacht: 

-Widerstand der freien Bauern, Kolonen und Sklaven

          -Befreiungskämpfe in den Provinzen

           -Ständige Einfälle germanischer Stämme

Germanenreiche auf dem Gebiet des Weströmischen Reiches und das Oströmische Reich im Jahre 476
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die sechste Klasse, Stand 1982

Wie wirkte sich der Untergang des Weströmischen Reiches auf die gesamte Sklavenhalterordnung aus?

Für den Untergang des Weströmischen Reiches und für die Beseitigung der Sklavenhaltergesellschaft gab es verschiedene innere und äußere Ursachen. Die inneren Ursachen bestanden einmal darin, dass die Produktion im Handwerk und in der Landwirtschaft zurückging und der Handel gelähmt wurde. Zum anderen verstärkten sich die Klassenkämpfe der Unterdrückten und Ausgebeuteten gegen das Römische Reich immer mehr. Keine Maßnahmen der herrschenden Klasse halfen. Die äußeren Ursachen erkennen wir in den erfolgreichen Angriffen der Germanen (Völkerwanderung) auf das Römische Reich und dessen Eroberung.

Zum Nachdenken:

Aufgaben aus dem Geschichtsbuch der DDR:

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR:

Klassenkämpfe im römischen Reich

Vom Widerstand der Bauern und Kolonen

Im 3. Und 4. Jahrhundert verschärfte sich der Klassenkampf. Er erfasste oft zugleich mehrere Provinzen. In den Aufständen übernahmen nicht mehr die Sklaven die Führung, sondern die freien Bauern, die Kolonen und die Landarbeiter.

Die Bauern und Landarbeiter erhoben sich in verschiedenen großen Aufständen, besonders in Gallien, Spanien, Nordafrika, Ägypten, Syrien, Kleinasien und auf dem Balkan. Die Aufständischen in Gallien und Spanien nannten sich Bagauden (=Kämpfer).

Der römische Schriftsteller Salvanisus über die Bagaudenaufstände
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Der römische Schriftsteller Augustinus über die Aufstände in Nordafrika
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Aufgabe
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Die Angriffe der Germanen

Seit dem 3. Jahrhundert wurden die Grenzen des Reiches immer öfter von Stämmen durchbrochen, die außerhalb des Reiches lebten. Es war die Zeit der Völkerwanderung. Es fielen vor allem germanische Stämme ins Reich ein, um Beutezüge zu unternehmen, aber auch, um Siedlungsland zu gewinnen. Bei den Germanen war inzwischen die Ungleichheit weiter angewachsen. Die Stämme hatten sich zu großen und mächtigen Stammesverbänden vereinigt. Diese besaßen nun auch die militärische Kraft, die römischen Grenzbefestigungen zu durchbrechen.

Germanen auf der Wanderung
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Aufgaben
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Das römische Reich, die Aufstände der Bauern, Kolonen und Sklaven und Einfälle germanischer Stämme im 4. und 5. Jahrhundert
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Germanen bestürmen den Limes
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Solche Stammesverbände waren zum Beispiel die der Franken und der Alamannen, der Sachsen und Goten. Da der römische Staat häufig nicht mehr in der Lage war, sie zurückzudrängen, siedelte er sich an den Grenzen, später auch im Inneren des Reiches an. Dort wurden sie dann oft nicht geringer ausgebeutet und unterdrückt als die römischen Bauern, Kolonen und Sklaven. Im Jahre 377/378 kam es daher zu einem gewaltigen Aufstand der Westgoten auf der Balkanhalbinsel, in dessen Verlauf ein römisches Heer vernichtend geschlagen wurde.

Der römische Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus über die Unterdrückung der Westgoten
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Es kam in einzelnen Fällen vor, dass sich die eindringenden Stämme mit den unterdrückten Bevölkerungsschichten in den Provinzen verbanden. Bei der Einnahme Roms durch die Westgoten im Jahre 410 öffneten ihnen Sklaven die Stadttore.

Germanische und einheimische Bauern trachteten in ihren Kämpfen gegen das Römische Reich danach, Eigentümer ihrer Felder zu werden. Damit bildeten ihre Kämpfe eine wichtige Voraussetzung für die Entstehung einer neuen Gesellschaftsordnung.

Das schwere Leben der Bauern, Kolonen und Sklaven im Römischen Reich führte zur Verschärfung des Klassenkampfes (Bagaudenaufstand). Aber Rom wurde auch von außen durch germanische Stämme angegriffen (Völkerwanderung). Das zeigte die zunehmende Schwäche des römischen Sklavenhalterstaates.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

DER SPIEGEL hat eine Erkenntnis

DER SPIEGEL (Nr. 47/19.11.2022) wartet mit einer neuen Erkenntnis auf, allerdings ist diese Erkenntnis nicht neu. Die Germanen waren keine Barbaren, sondern zivilisiert, glaubt DER SPIEGEL als neue Erkenntnis verkünden zu müssen.

Im Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, wird das Leben der Germanen als zivilisiertes Volk beschrieben und dass die Römer sie unterdrücken wollten, aber diese Eroberungsschlacht verloren.

Die Taktik des Arminius, der an der Spitze der Germanen stand, wird  im Geschichtsbuch der DDR erklärt.

Siehe Beitrag: „Die Germanen zu Beginn unserer Zeitrechnung“

Bild entnommen aus DER SPIEGEL Nr. 47/19.11.2022

Was die Nazis für einen Stuss geschrieben und geklaut haben, sollte doch wirklich nicht mehr erwähnt werden, was DER SPIEGEL aber tut.

Kurzauswertung von Petra Reichel

Original-Texte aus DER SPIEGEL Nr. 47/19.11.2022 und dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Die Germanen zu Beginn unserer Zeitrechnung

Vom Leben germanischer Stämme

Besitzunterschiede bei den Germanen

Die Römer nannten die Bewohner, die zu Beginn unserer Zeitrechnung nördlich der Alpen bis zur Küste der Nordsee und Ostsee und östlich des Rheins lebten, Germanen. Im 1. Jahrhundert v.u.Z. lebten die Germanen noch in der Urgesellschaft. ES gab Stämme und Sippen. Der Ackerbau war wenig entwickelt. Sie betrieben vorwiegend Viehzucht. Häufig suchten die Germanen neue Siedlungsgebiete. Das Land wurde jeweils für ein Jahr an die einzelnen Sippen verteilt. Die Frauen waren sehr geachtet.

Aber schon 150 Jahre später hatte sich die Lage verändert. Der römische Geschichtsschreiber Tacitus schrieb: Die Germanen verteilen das Land unterschiedlich. Wer größeres Ansehen hat, bekommt mehr Land.

Kleidung und Schmuck der Germanen

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Wie kam es dazu?

Im 1. Jahrhundert v.u.Z. begannen die Germanen, immer mehr Ackerbau zu betreiben. Sie wurden sesshaft. Die Viehweiden, der Dorfanger und die Wälder blieben noch lange in gemeinsamem Besitz. Der Acker wurde jetzt an einzelnen Familien aufgeteilt. Die Stammes- und Sippenältesten erhielten mehr und besseres Land. Dadurch wurden diese Familien reicher, als andere. So bildeten sich Besitzunterschiede heraus.

Das Handwerk, besonders die Metallbearbeitung, war wenig entwickelt. Die Germanen übernahmen von den Kelten (einem Nachbarvolk im Westen) den eisernen Pflug. Beim Handel mit den Römern, bei Raubzügen und als Söldner im römischen Heer sahen die Germanen viel Neues. Sie lernten Häuser aus Stein zu errichten und übernahmen den Obst- und Gemüseanbau. Die Beziehungen zwischen Germanen und Römern förderten die Entwicklung der Wirtschaft und Kultur der germanischen Stämme.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Veränderungen im Zusammenleben der Germanen

Im Stamm bildete sich eine Oberschicht: Sippenälteste, Priester, Stammesführer und Heerführer. Sie genossen besondere Rechte gegenüber den germanischen Bauern.

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Germanisches Dorf, inmitten von Feldern und Viehweiden gelegen
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Noch versammelten sich alle wehrfähigen Freien beim Thing. In dieser Versammlung trafen sie sich, um Gericht zu halten, Kriegszüge zu beraten und zu beschließen und die Kriegsbeute aufzuteilen.

Jedoch zu Beginn unserer Zeitrechnung nahmen reiche Germanen Bauern als Krieger in ihren Dienst. Weil die Krieger im Gefolge ihres Herrn, des Gefolgsherrn, ritten oder gingen, wurden sie Gefolgsleute genannt. Sie bildeten eine Gefolgschaft. Der Gefolgsherr versorgte sie mit Speise, Trank, Kleidung, Wohnung und Waffen. Dafür folgten sie ihm im Kampf. Die Gefolgsherren trachteten danach, ein möglichst großes Gefolge zu besitzen. Wer die meisten Gefolgsleute besaß, hatte das größte Ansehen. Die gewählten Anführer besaßen keine allseitige Gewalt: Sie konnten keinen Stammesangehörigen willkürlich töten, einkerkern oder schlagen.

Durch die ungleiche Verteilung des Landes wurden einzelne Anführer allmählich zum Großgrundbesitzer. Sehr reiche Germanen besaßen auch einige Sklaven. Aber diese Sklaverei unterschied sich von der er Römer. Die Sklaven der Germanen besaßen Haus, Vieh, Land und eine eigene Familie. Sie brauchten nur einen Teil der Ernte, vom Vieh und von den Kleidungstücken, die sie selbst gewebt hatten, an ihre Herren abzuliefern.

Bei den germanischen Stämmen zwischen Rhein, Elbe und Donau löste sich seit dieser Zeit allmählich die Urgesellschaft auf.

  • Bei den Germanen, die zu den Vorfahren des deutschen Volkes zählen, löste sich vom 1. Jahrhundert u.Z. an allmählich die Urgesellschaft auf. Aus früherer Gleichheit bei der Verteilung des Landes wurde Ungleichheit. Die Heerführer hielten sich Gefolgschaften. Das Thing verlor seine einstige Bedeutung.

Die Befreiungskämpfe der Germanen

Gegen Ende des 2. Jahrhunderts v.u.Z. waren erstmals germanische Stämme in Gallien und in andere Teile des Römisches Reiches eingedrungen. Römer und Germanen führten viele Kämpfe gegeneinander.

Kämpfe zwischen Germanen und Römern

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Der Krieg war für die Römer ein Mittel, andere Völker zu unterdrücken und sich mit deren Steuern ein angenehmes Leben zu schaffen. Um Geld und Sklaven zu erhalten, beabsichtigte Kaiser Augustus, Germanien bis zur Elbe zu erobern und als Provinz in das Römische Reich einzugliedern.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Römische Legionäre und gefesselte Germanen Die Römer errichteten alljährlich Sommerlager in Germanien. Römische Steuerbeamte forderten dann hohe Abgaben von den germanischen Bauern. Sie wurden von Soldaten begleitet. Wer sich von den Germanen weigerte, wurde verhaftet und verurteilt.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
Runde Scheibenfibel
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Im Jahre 7. U. Z. wurde Varus Statthalter der eroberten germanischen Gebiete. Am Rhein standen fünf römische Legionen (Heere), um das neu unterworfene Land zu sichern. Viele Germanen wurden zu Sklaven.

Wie die Römer herrschten

Die freigebliebenen Germanen mussten den Römern Vieh, Getreide und Leder liefern. Wenn sie die geforderten Abgaben nicht freiwillig brachten, raubten die römischen Krieger. Wer Widerstand leistete, wurde ins Lager geschleppt. Die alten germanischen Stammesrechte wurden durch römisches recht ersetzt. Die Richter sprachen lateinisch, und die Germanen verstanden sie nicht. Der Angeklagte konnte sich nicht verteidigen. Oft verurteilten römische Richter die Germanen zu Stockschlägen, ließen sie in die Sklaverei verkaufen oder gar töten. Bisher hatten die Germanen selbst über die Vergehen gerichtet, gemeinsam beim Thing beraten und Urteile gefällt.

Die germanischen Stämme lehnte sich gegen die Römer auf. Ständig gab es Unruhen und Aufstände. Die Römer versuchten, den Widerstand der Germanen zu brechen, sie zu entzweien:

  • Sie hetzten germanische Stämme gegeneinander auf, zogen einige Stämme anderen vor.
  • Sie nahmen einzelne germanische Adlige in ihre Dienste und machten sie zu Heerführern römischer Truppen.

Die Schlacht im Teutoburger Wald

Im Jahre 9. U.Z. kam es zum endgültigen Kampf zwischen Germanen und Römern. Friedrich Engels nannte die Schlacht „einen der entscheidenden Wendepunkte der Geschichte“.

An der Spitze der Germanen stand Arminius, ein Stammesführer der Cherusker. Er hatte Erfahrungen als römischer Heerführer.

 

Im Herbst des Jahres wählten die gegen Rom verbündeten germanisches Stämme Arminius zu ihrem Anführer für die Dauer des Krieges. Arminius war klug: Er wusste, dass es den Germanen nicht gelingen würde, das römische Joch abzuschütteln, solange sie nicht einheitlich handelten. In geheimen Zusammenkünften weihte er die Germanen in seinen Plan ein. Es war für ihn nicht einfach diese Aufgabe zu lösen. Er war römischer Offizier geblieben, und viele misstrauten ihm. Außerdem gab es selbst in seiner Familie Menschen, die weiterhin zu Rom hielten. Arminius kannte die Stärke und die Kampfkraft des römischen Heeres. Er wusste auch, dass die Germanen in einer offenen Feldschlacht den gut bewaffneten und geübten römischen Legionen unterliegen würden. Deshalb wandte er eine List an. Er täuschte Varus durch falsche Nachrichten von einem entfernten Aufstand. Varus ließ sich überlisten. Als ihm ein Aufstand an der Ems gemeldet wurde, verließ er mit drei Legionen, drei Reiterabteilungen und sechs Abteilungen von Bundesgenossen, zusammen etwa 20 000 Krieger, seiner festen Standlager, um gegen die Aufständischen zu ziehen. Als das römische Heer durch sumpfiges, unwegsames Waldgebirge zog, wurde es von den dort lauernden germanischen Kriegern überfallen. Die Schlacht dauerte drei Tage. In der Schlacht im Teutoburger Wald im Jahre 9wurde diese römische Armee völlig vernichtet. Varus beging Selbstmord. Kaiser Augustus soll nach Empfang der niederschmetternden Nachricht ausgerufen haben: „Varus, gib mir meine Legionen wieder!“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Nach dieser Schlacht musste die römische Rheinarmee bedeutend verstärkt werden, um gegen weitere Feldzüge der Germanen gewappnet zu sein. Es kam wiederholt zu schweren Kämpfen zwischen Germanen und Römern. Aber es gelang den Römern nicht, die vor der Schlacht im Teutoburger Wald bestehenden Abhängigkeitsverhältnisse östlich des Rheins wiederherzustellen. Sie mussten darauf verzichten, die Grenze ihres Reiches bis an die Elbe vorzuverlegen. So konnte die Ausdehnung der römischen Sklavenhalterordnung auf weitere germanische Stämme verhindert werden.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Germanien war wieder frei. Die Germanen hatten in einem gerechten Krieg die Römer besiegt. Trotz vieler Versuche gelang es den Römern nicht, die Germanen zu unterjochen.

Arminius galt bei den Germanen als der „Befreier Germaniens“, und noch hundert Jahre später besangen sie seinen Ruhm.

Germanischer Krieger mit dem typischen kleinen Pferd Diese Pferde entsprachen in der Größe unseren heutigen Ponypferden. Sie waren nicht besonders schnell, aber sehr kräftig und ausdauernd, wie in römischen Quellen berichtet wird.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Das römische Kaiserreich wollte Germanien als Provinz erobern, um sich zu bereichern. Die gewaltsame Unterdrückung rief den Widerstand der Germanen hervor, und Arminius gelang es, einen Teil der germanischen Stämme für den Kampf gegen die Römer zu vereinen. Im Jahre 9 vernichteten die Germanen die römischen Legionen des Feldherren Varus. Germanien war von nun an frei. Die Schlacht im Teutoburger Wald war ein gerechter Kampf der Germanen.

Der Handel an der römisch-germanischen Grenze

Der Bau des Limes

Nach diesen Ereignissen mussten sich die Römer an den Rhein zurückziehen. Im 1. Jahrhundert wurden die Legionslager der Römer stärker befestigt. Ehemalige römische Soldaten, deren Dienstzeit abgelaufen war, siedelten sich neben den Lagern an, Handwerker und Kaufleute folgten. So entstanden allmählich die ersten Städte im Rhein-Mosel-Land, z.B. Trier, Mainz, Bonn und Köln. Von diesen Städten aus konnten die römischen Truppen ihre Überfälle auf germanisches Gebiet unternehmen. Da die Germanen damals noch nicht die Belagerungstechnik beherrschten, fühlten sich die Römer in den Städten sicher, vor allem seit sie im 3. Jahrhundert ummauert wurden. Diese Städte waren auch wichtige Verkehrsknotenpunkte: Hier kreuzten sich Handelsstraßen, die in das Gebiet der Germanen führten.

Das Kastell Saalburg Die Ausgrabungen zeigten, dass es in Form eines großen Rechtecks von 200 Meter Länge und 147 Meter Breite angelegt war. Eine 2 Meter hohe Mauer und 2 davorliegende Gräben von 3 Meter Tiefe und 8 Meter Breite umgaben das Lager. Im Inneren standen zahlreiche Gebäude, die als Waffenräume, fechthallen, Ställe, Getreidelager, Werkstätten, Bäder und Unterkünfte für die Soldaten dienten. Die Saalburg bot etwa 500 Soldaten Unterkunft. Das Kastell wurde über den alten Grundmauern wiederaufgebaut.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Die Römer bauten den Limes (Grenzbefestigung). Wachttürme wurden errichtet und Erdschanzen aufgeworfen, im unmittelbaren Hinterland wurden zahlreiche Kastelle angelegt.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Friedlicher Handel am Limes

Römer und Germanen führten nicht immer Krieg gegeneinander. In Friedenszeiten zogen römische Händler in das Innere Germaniens Einige germanische Händler besaßen die Erlaubnis, auf römischen Märkten im Grenzgebiet ihre Waren zu verkaufen. Es gab eine Reihe von Handelswegen in Germanien. Durch den Handel war römisches Geld weit über die Grenzen des Römischen Reiches hinaus verbreitet.

Germanien zur Römerzeit Die Karte zeigt den Verlauf des Limes im 2. Jahrhundert. Außerdem sind die wichtigsten Römerstädte, Römerstraßen, Kastelle und die Handelswege im freien Germanien eingezeichnet.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Der Einfluss der Römer auf die Germanen lässt sich durch zahlreiche Wörter, die aus der lateinischen Sprache kommen, nachweisen. Wir bezeichnen solche Wörter, die aus einer anderen Sprache entlehnt sind, als Lehnwörter.

Einfluss der Römer auf die Germanen
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR