Die Anfänge des deutschen Staates

Aus dem Frankenreich bildete sich der mittelalterliche deutsche Staat heraus. Damit begann die Geschichte des deutschen Volkes.

Die Entstehung des deutschen Staates

Zu Beginn des 10. Jahrhunderts sah es so aus, als würde der ostfränkische Staat in mehrere selbstständige Herzogtümer zerfallen. Wie konnte es aber geschehen, dass die Herzöge schließlich erneut einen König als oberste Gewalt anerkannten?

Der Sachsenherzog Heinrich als König

Anfang des 10. Jahrhunderts gab es günstige Voraussetzungen, um einen starken König im Ostfrankenreich zu wählen.

  1. Außer den Bauern litten viele kleine, mittlere und geistliche Feudalherren unter den ständigen Kämpfen, die die großen Feudalherren untereinander führten. Sie wünschten sich einen starken über allen Herzögen stehenden König.
  2. Der Adel aller ostfränkischen Stammesverbände sah ein, dass es am besten sei, fest zusammenzuhalten und nicht die Kräfte zu zersplittern. (Die Bezeichnung „Deutsche“ wurde erst im 11. Und 12. Jahrhundert üblich. Das Wort „Deutsche“ stammt aus der althochdeutschen Sprache. „Deot“ hieß einfach so viel wie „Volk“. Später wurde daraus „deutsches Volk“ und „Deutschland“)
  3. Der sächsische Herzog Heinrich war ein Feudalherr, der gute Voraussetzungen für einen starken König besaß. Er verfügte über ausgedehnten Großgrundbesitz in ganz Sachsen und Thüringen, über zahlreiche Vasallen und feudalabhängige Bauern und über ein schlagkräftiges Heer. Die sächsischen Feudalherren hatten sich schon früh im Klassenkampf gegen die Bauern durchzusetzen. (vergl. Stellinga-Aufstand!). Der sächsische Herzog schien am ehesten in der Lage, die durch die Ungarn drohende Gefahr zu bannen und den Kampf gegen die Bauern zu führen.

Im Jahre 919 wurde Heinrich I. von den sächsischen und einem Teil der fränkischen Feudalherren zum deutschen König gewählt. Bis 921 hatte es Heinrich I. verstanden, sich auch gegenüber den bayrischen, schwäbischen und dem Rest der fränkischen Adligen als Herrscher durchzusetzen. Es waren alle Voraussetzungen gegeben, dass sich aus dem Ostfrankenreich ein deutscher Staat entwickelte.

Siegel Heinrichs I.
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse
Die Entstehung des deutschen Feudalstaates
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Der Kampf gegen die Ungarn

Heinrich I. hatte nunmehr seine Machtstellung im Inneren so gefestigt, dass er sich der Bekämpfung der Ungarn zuwenden konnte. Zunächst schloss er mit ihnen einen neunjährigen Waffenstillstand ab. Er verpflichtete sich zu jährlichen Zahlungen an die Ungarn. Diese Atempause nutzte der König, um eine bessere Verteidigung zu organisieren. Er ließ Befestigungen und Burgen neu anlegen bzw. ausbauen und gab diesen ständige Besatzungen. Manche dieser Burgen sind Keimzellen künftiger Städte geworden – Quedlinburg, Merseburg, Meißen und Nordhausen gehören zu ihnen.

Gepanzerter Krieger
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Der sächsische Mönch Widukind von Corvey über den Burgenbau und die Besatzungen der Burgen

„Zuerst nämlich wählte er unter den mit Landbesitz angesiedelten Kriegsleuten jeden neunten Mann aus und ließ ihn in Burgen wohnen, damit er hier für seine acht genossen Wohnungen einrichte und von aller Frucht den dritten Teil empfange und bewahre; die übrigen acht über sollten säen und ernsten und die Frucht sammeln für den neunten und dieselbe an ihrem Platz aufbewahren. Auch gebot er, dass die Gerichtstage und alle übrigen Versammlungen und Festgelage in den Burgen abhalten würden, mit deren Bau man sich Tag und Nacht beschäftigte, damit sie im Frieden lernten, was sie im Fall der Not gegen die Feinde zu tun hätten.“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Heinrich schuf die Panzerreiterei. Er suchte die besten Reiter dafür aus und schulte sie mehrere Jahre. Ihre Kampfkraft erprobte er erstmalig bei einem Eroberungsfeldzug gegen die Slawen 928/29.

933 waren die Verteidigungsvorbereitungen beendet. König Heinrich verweigerte die fälligen Zahlungen. Daraufhin fielen die Ungarn sofort in Deutschland ein. König Heinrich brauchte jetzt die Entscheidung nicht mehr zu fürchten. Bei Riade, einem heute nicht mehr mit Sicherheit zu ermittelnden Ort, der wahrscheinlich in der Unstrutgegend lag, kam es 933 zur Schlacht.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Krypta der Stiftskirche Quedlinburg

Größere romanische Kirchen besitzen meist eine unterirdische Krypta. In der Krypta befindet sich das Grab König Heinrichs I., von dem jedoch nur Teile des Sarkophags erhalten sind.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse
Screenshot

Ein Geschichtsschreiber der damaligen Zeit über die Schlacht gegen die Ungarn

„Einer Ermahnung ihres Königs Heinrich eingedenk, nehmen die Sachsen in gerade Schlachtlinie ihren Anlauf; keiner rennt mit rascherem Pferde dem anderen voraus, sondern wie der König es ihnen gesagt hatte, decken sie sich gegenseitig und fangen so mit ihren Schilden ohne Schaden die Pfeilwürfe auf; dann fallen sie, wie der Feldherr befohlen hatte, mit raschem Anlauf über den Feind her, so dass dieser röchelnd das Leben aushaucht, ehe er des zweiten Pfeils Blitzstrahl entsenden kann.“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Zusammenfassung zu Heinrich I.: Anfang des 10. Jahrhunderts bestanden günstige Voraussetzungen, um im Ostfrankenreich ein starkes Königtum zu begründen. Als König besonders geeignet war der sächsische Herzog. Er hatte großen Grundbesitz, war energisch und kampferfahren. 919 wurde er als Heinrich I. zum König gewählt. Er festigte sein Ansehen durch den Sieg über die Ungarn. Der deutsche Feudalstaat bildete sich heraus.

Der mächtige Staat unter Otto I.

Als 936 Heinrich I. starb, wurde noch im gleichen Jahr in Aachen Heinrichs Sohn Otto von den deutschen Feudalherren zum König gekrönt. Otto I. wollte den von seinem Vater gegründeten Staat festigen. In den Jahren 937/39 und 953/54 musste er Aufstände der Herzöge bekämpfen. Diese strebten erneut nach Selbstständigkeit. 955 waren die Ungarn wiederum in Bayern eingefallen. Otto rief alle deutschen Stammesverbände zum Kampf gegen die Eindringlinge auf.

Auf dem Lechfeld bei Augsburg kam es 955 zur Schlacht mit den Ungarn.

Aus dem Bericht Widukinds von Corvey über die Schlacht auf dem Lechfeld

„Die Kühneren unter den Feinden leisteten anfangs Widerstand, dann, als sie ihre Gefährten die Flucht ergreifen sahen, wurden sie, erschreckt zwischen die Reihen der Unsrigen geratend, niedergemacht. Von den übrigen zog ein Teil, deren Pferde ermüdet waren, in die nächsten Dörfer, wurde von Bewaffneten umringt und samt den Gebäuden verbrannt…An demselben Tage wurde das Lager genommen und alle Gefangenen befreit; am zweiten und dritten Tage wurde von den benachbarten Burgen aus die übrige Menge dermaßen aufgerieben, dass keiner oder doch nur sehr wenige entkamen.“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Die mächtige deutsche Streitmacht vernichtete das ungarische Reiterheer fas vollständig. Mit diesem Sieg war die Ungarngefahr für immer beseitigt. Er zeigte, wie fest die deutschen Stammesverbände schon in ihrem Staat zusammengewachsen waren. Ottos Macht im deutschen Feudalstaat war gestärkt worden.

Otto I.
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Die Kirche als Machtstütze Ottos I.

Nicht alle Herzöge wollten sich der Macht Ottos I. fügen. Einige von ihnen erhoben sich in Aufständen gegen den König. Um seine Macht im Staat weiter zu festigen, musste der König Abhilfe schaffen. Die geistlichen Feudalherren, also die Erzbischöfe, die Bischöfe und die Äbte der Klöster, unterstützten den König. Sie benötigten die Hilfe des Königs, um ihren Glauben im Staat verbreiten zu können. Der König konnte jederzeit über den kirchlichen Grundbesitz verfügen. Die Geistlichen durften nämlich nicht heiraten, und so fiel nach dem Tod das Land an den König zurück, der es wiederum an ihm treu ergebene geistliche Feudalherren vergeben konnte.

Otto I. führte das Reichskirchensystem ein. Er gewährte allen Bistümern (Herrschaftsgebiete der Bischöfe) den Königsschutz und übertrug den geistlichen Feudalherren die Rechtsprechung bei schweren Verbrechen. Zu ihrer weiteren Stärkung erhielten die Bistümer und großen Klöster umfangreiche Landschenkungen aus dem königlichen Grundbesitz. Otto I. gab hohen geistlichen Feudalherren weltliche Ämter. Mit dem Reichskirchensystem schuf Otto I. ein politisches Gleichgewicht zwischen den mächtigen weltlichen und den geistlichen Feudalherren, das ihm gestattete, beide Teile in Unterordnung zu halten.

Mit der zunehmenden inneren Stärkung des deutschen Staates wurde der Drang der Feudalherren und des Königs größer, fremde Gebiete zu unterwerfen. Dadurch wollten sie die feudalen Einnahmen erhöhen. Zweimal war Otto I. deshalb mit einem Heer nach Norditalien gezogen, dem damals wirtschaftlich reichsten und fortgeschrittensten Land Europas.

Gleichzeitig strebte Otto I. nach der Kaiserkrone. Er wollte nach außen mit dem oströmischen Kaiser gleichgestellt sein. Otto I. unterwarf das oberitalienische Königreich, zog nach Rom und wurde hier vom Papst 962 zum Kaiser gekrönt.

Kaiserkrone, um 962

Diese Krone wurde bis 1806 als Zeichen kaiserlicher Würde getragen. Aufbewahrt wird sie in der Hofburg von Wien.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Otto I. erreichte außerdem, dass alle neu zu wählenden Päpste die kaiserlichen Rechte anerkennen mussten. Der Kaiser selbst verpflichtete sich, die römische Kirche zu schützen, und bestätigte dem Papst all seine Landbesitzungen in Italien. Otto I. hatte damit eine äußerlich glanzvolle Kaiserpolitik der mittelalterlichen deutschen Könige eröffnet, die sich im Streben nach Macht, Beute und hohem Ansehen äußerte. Diese Kaiserpolitik wirkte sich später in der deutschen Geschichte verhängnisvoll aus, da die deutschen Könige sich sehr oft mehr um italienische als um deutsche Angelegenheiten kümmerten.

Otto I. mit den höchsten Feudalherren
Als Zeichen seiner Macht trägt der Kaiser die Krone, in der rechten Hand das Zepter und in der Linken den Reichsapfel.
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Zusammenfassung Otto I.: Otto I. setzte die Politik seines Vaters erfolgreich fort. Er bekämpfte die Aufstände der Herzöge, seine Streitmacht besiegte die Ungarn. Er führte das Reichskirchensystem ein. Der König eroberte fremde Länder. 962 wurde er in Rom vom Papst zu Kaiser gekrönt.

Deutsche Eroberungszüge gegen die Slawen

Der deutsche Feudalstaat führte auch Eroberungszüge nach Osten. Die Unterdrückung der Slawen muss man besonders beachten, weil die herrschenden Klassen in Deutschland über Jahrhunderte versuchten, zum Schaden der Völker Eroberungen vorzunehmen!

 

Vom Leben slawischer Stämme

Die östlichen Nachbarn des deutschen Feudalstaates waren die westslawischen Stämme der Obotriten, Lutizen und Sorben. Diese hatten sich im 6. Jahrhundert zwischen Elbe/Saale und Oder angesiedelt.

Slawische Silbermünze: Jacza von Köpenick, um 1157
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Sie lebten – ähnlich wie die fränkischen beziehungsweise deutschen Bauern- in Dorfgemeinden. Sie arbeiteten mit eisernen Pflügen, Sicheln, Sensen, Hacken aus Horn und Eisen sowie Beilen. Auf ihren Feldern (Zweifelderwirtschaft) bauten sie Weizen, Roggen, Hafer, Hirse, Gerste und Ackerbohnen an, hielten Kühe, Ochsen, Schweine, Schafe und Geflügel. Die Westslawen waren auch durch ihre Pferdezucht bekannt. Sie betrieben Jagd, Fischfang sowie Gartenbau und züchteten Bienen.

Seit dem 9. Jahrhundert gab es bei den Westslawen Handwerker, wie Schmiede, Töpfer und Stellmacher. Die Westslawen benutzten die Töpferscheibe und die Drehmühle. Sie betrieben Handel mit benachbarten Staaten und Stammesverbänden. Sie handelten vor allem mit Waffen, Pferden, Ochsen, mit Bernstein, Wachs und mit Sklaven. Bei den westslawischen Stämmen entstanden viele Marktorte.

Holzeimer
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse
Slawischer Töpfer bei der Arbeit
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse
Geräte der Slawen: Topf, Stemmeisen, Schlüssel, Sichel, Axt
Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Zusammenfassung Slawen:

Die Slawen zwischen Elbe/Saale und Oder besaßen also für die damalige Zeit weitentwickelte Produktionsinstrumente. Im 9. Und 10. Jahrhundert löste sich die Urgesellschaft auf. Die Felder der Bauern wurden Privateigentum. Die Ungleichheit zwischen den Bewohnern der Dörfer nahm zu. Es gab nun – wie in den fränkischen und deutschen Gebieten- reiche und arme Bauern. Ein Krieger- und Stammesadel hatte sich herausgebildet. Dieser begann, die freien Bauern in die feudale Abhängigkeit zu zwingen.

Das Gebiet der westslawischen Stämme war in Burgbezirke eingeteilt. In der Mitte befanden sich die Burgen, die im Krieg als Zufluchtsstätten und im Frieden zur Abhaltung der Volksversammlung und Gottesdienste dienten.

Großer Burgwall im Teterower See (Rekonstruktion)

Die slawischen Stammesfürsten und Herrscher verlegten die Burgen, wo es möglich war, auf Inseln, Halbinseln oder in Sumpfgebiete. Außerdem wurden die Wallanlagen verbreitert und erhöht, auch die Tore wurden stärker gesichert.

Bild entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse

Bischof Thietmar von Merseburg im 11. Jahrhundert über den Burgbau von Meißen

„König Heinrich (I.) rodete einen an der Elbe liegenden, damals im dichten Wald bedeckten Berg, baute dort (929) eine Burg (urbs), gab dieser nach einem an ihrer Nordseite vorbeifließenden Bach den Namen Misni (Meißen) und schützte sie in der noch heute üblichen Weise durch eine Besatzung und Befestigungsbauten. Von ihr aus unterwarf er die Milzener (Oberlausitzer) seiner Herrschaft und zwang sie, ihm Tribut zu zahlen.“

Die Unterwerfung slawischer Stämme

Die Unterwerfung der Westslawen durch den deutschen Feudaladel begann bereits unter Heinrich I. Als er seine Herrschaft gesichert hatte, fiel er mit einem Heer der Feudalherren plündernd in die Gebiete zwischen Elbe/Saale und Oder ein. Mit diesen Einfällen begann die erste Etappe der feudalen deutschen Eroberungszüge nach Osten. 929/930 wurde Meißen als militärischer Stützpunkt im Gebiet der Slawen errichtet. Bis 934 hatte Heinrich I. fast alle westslawischen Stämme in die Abhängigkeit gebracht.

Sein Nachfolger, Otto I., war bestrebt, die eroberten Gebiete im Slawenland zu festigen. Er setzte zwei Markgrafen ein: Gero im Gebiet an der Mittelelbe und Saale und Hermann Billung im Gebiet der Niederelbe. Diese führten ständig Raubzüge gegen die Slawen durch. Um den erbitterten Widerstand der Slawen zu brechen, scheuten sie weder vor List, noch vor Mord und Bestechung zurück.

Eines Tages lud Markgraf Gero dreißig sorbische Adlige zu einem Gastmahl ein. Während sie ahnungslos speisten, gab Gero seinen Kriegern ein Signal. Daraufhin stürzten sich diese auf die Gäste. Ein wildes Ringen hob an. Die überraschten Slawen wehrten sich mit Krügen und Fäusten. Es war ein ungleicher Kampf. Ein slawischer Fürst nach dem anderen sank erschlagen zu Boden.

Durch diese Tat wollte Gero die Sorben ihrer Anführer berauben und einschüchtern.

Ähnlich wie bei der Unterwerfung Sachsens durch die Franken wurde die christliche Kirche benutzt, um die deutschen Eroberungen im Slawenland zu sichern. Die Bistümer Oldenburg, Brandenburg, Havelberg, Merseburg, Zeitz und Meißen wurden von den deutschen Feudalherren gegründet. Sie waren alle dem 968 entstandenen Erzbistum Magdeburg unterstellt. Viele Kirchen wurden gebaut, von denen die Slawen zum christlichen Glauben bekehrt wurden. Die deutschen Bistümer und Klöster raubten den Slawen viele Ländereien und vergrößerten so ihren feudalen Grundbesitz.

Vom erfolgreichen Widerstand der Slawen

Der Freiheitswille der slawischen Stämme konnte von den deutschen Feudalherren nicht gebrochen werden. Sie wehrten sich verzweifelt gegen die Fremdherrschaft. Als 982 der Nachfolger Ottos I. auf einem Feldzug in Italien eine schwere Niederlage erlitt und ein großer Teil des deutschen Heeres abwesend war, erhoben sich die Slawen zum Aufstand gegen die deutschen Feudalherren. Die Lutizen eroberten im Jahre 983 Havelberg und Brandenburg. Die Obodriten besetzten Hamburg und zogen sogar über die Elbe in Richtung Westen. Die macht der deutschen Feudalherren östlich der Elbe brach zusammen. Lediglich die Sorben blieben unter deutscher Herrschaft, weil sie sich nicht an dem Aufstand beteiligt hatten.

Der große Slawenaufstand von 983, der zum ersten Mal von Obodriten und Lutizen mit vereinten Kräften geführt wurde, war Höhepunkt und Abschluss des Kampfes der Westslawen um ihre Freiheit im 10. Jahrhundert. Etwa 150 Jahre konnten sie sich unabhängig vom deutschen Feudalstaat entwickeln. Von Seiten des frühfeudalen deutschen Staates wurden jedoch die Herrschaftsansprüche nicht aufgegeben. Der Sieg der Westslawen über die deutschen Feudalherren erleichterte auch den polnischen und tschechischen Feudalherren die Festigung ihrer unabhängigen Staaten.

Zusammenfassung: Die deutschen Feudalherren unterwarfen im 10. Jahrhundert die Westslawen. Das war die erste Etappe der feudalen deutschen Eroberungszüge nach dem Osten. Im großen Slawenaufstand 983 konnten sich die slawischen Stämme, bis auf die Sorben, befreien.

 

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Chlodwig I.

Chlodwig I. (auch Chlodowech, nach lateinisch Chlodovechus, romanisiert aus altfränkisch *Hlūdawīg oder *Hlōdowig, französisch und englisch Clovis; * 466; † 27. November 511 bei Paris) war ein fränkischer König bzw. rex aus der Dynastie der Merowinger.

Chlodwig war ein Sohn des fränkischen Childerich I. und dessen thüringischer Gemahlin Basena (Basina).

Chlodwig folgte seinem Vater wahrscheinlich 481/82 als „Kleinkönig“ des Kriegerverbandes der Salfranken nach. Damals gab es noch andere fränkische regna(Herrschaftsgebiete) in diesem Raum, etwa in Cambrai und bei Köln. Chlodwig kontrollierte zu dieser Zeit ungefähr den Raum der (ehemaligen) weströmischenProvinz Belgica secunda in den heutigen südlichen Niederlanden und dem nördlichen Belgien (Toxandrien um die Provinzhauptstadt Tournai). 

Gallien im Jahr 481- Gallien kurz vor Chlodwigs Königserhebung; sein Machtbereich umfasste anfangs nur einen Teil der fränkischen Gebiete.
Bildquelle: Von Map Gaul divisions 481-fr.svg: Romain0derivative work: Furfur (talk) – Map Gaul divisions 481-fr.svg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11397282
Chlodwigs Eroberungen bis zum Jahr 511 (abgebildet sind auch die salfränkischen Gebiete im Jahr 481 und die Provinz Belgica II)
Bildquelle: Von Altaileopard – Eigenes Werk – basiert auf File:Europe relief laea location map.jpg, CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22911451

In der Schlacht von Zülpich im Jahre 496 besiegte Chlodwig die Alamannen zum ersten Mal, 506 zum zweiten und entscheidenden Mal. Daneben vereinte er die Franken und Gallorömer schrittweise unter seiner Herrschaft. 

Nach dem Sieg in der Schlacht von Zülpich konvertierte Chlodwig zum römisch(-katholisch) en Christentum. Zu Weihnachten wurde er von Bischof Remigius in Reims getauft. Das Jahr der Taufe ist bis heute in der Forschung umstritten, da die Quellenaussagen nicht genau sind; am wahrscheinlichsten sind die Jahre 497, 498 oder 499, aber auch 507 wurde in Betracht gezogen.

Die Taufe Chlodwigs, Miniatur aus der Vie de saint Denis (um 1250; Bibliothèque nationale de France)
Bildquelle: Von Ursprung unbekannt, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=722829

Auch innenpolitische Erwägungen sprachen für den Übertritt, da damit Spannungen zwischen der christlich-romanischen Mehrheitsbevölkerung und den bis dahin heidnischen Franken verringert wurden. Große Bedeutung hatte die Taufe Chlodwigs auch für die weitere Geschichte Europas, da das Fränkische Reich, aus dem Jahrhunderte später Frankreich und Deutschland hervorgehen sollten, mit seinem Übertritt christianisiert wurde. Anders als in der römischen Antike, wo die Taufe die Zuwendung eines Einzelnen zum Christentum bedeutete, fanden im germanischen Bereich sowie später im Frühmittelalter Taufen oft im Stammesverband, also kollektiv statt.

Darstellung der Taufe Chlodwigs in einer französischen Buchmalerei; eine Taube bringt die heilige Ampulle (Grandes Chroniques de France, entstanden 1375–1379; Bibliothèque Nationale de France, Département des Manuscrits, Français 2813, fol 12v).
Bildquelle: Von Original uploader was Jose Antonio at it.wikipedia – Transferred from it.wikipedia(Original text : miniatura del XV° secolo), Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=10379693

Folgenreich war auch Chlodwigs Entscheidung, das Christentum in der vom römischen Bischof vertretenen „katholischen“ Lehre anzunehmen: Anders als die Könige der allermeisten anderen germanischen Nachfolgereiche auf dem Boden des früheren Weströmischen Reiches, insbesondere der West- und Ostgoten, aber auch der Burgunder und Vandalen, die den christlichen Glauben in der Form des Arianismus angenommen hatten, bekannte sich Chlodwig zur Reichskirche des Römischen Reichs, das heißt zum athanasischen Glauben der römischen Kirche, die den Glauben der Arianer in den Jahren 325 und 381 verworfen hatte. Dies war von entscheidender Bedeutung, da im Merowingerreich fortan auch keine konfessionelle Barriere zwischen den neugetauften Franken und der gallorömischen Bevölkerungsmehrheit bestand, was mittelfristig eine Vermischung von Franken und Romanen ermöglichte. Und als 519 das erste Schisma zwischen Konstantinopel und Rom beigelegt wurde, befanden sich Chlodwigs Erben zudem in Kommunion mit dem oströmischen Kaiser, was erhebliche außenpolitische Vorteile mit sich brachte. Kirchengeschichtlich war dies, rückblickend betrachtet, der Anfang vom Ende des Arianismus im Westen. Die arianischen Westgotenkönige konvertierten gegen Ende des 6. Jahrhunderts zum römischen Christentum, nachdem die Reiche der arianischen Vandalen und Ostgoten um die Mitte des Jahrhunderts im Kampf gegen den oströmischen Kaiser Justinian untergegangen waren und die Franken das Burgunderreich erobert hatten.

Chlodwig starb 511 und wurde im sacrarium der Apostelkirche in Paris, der späteren Kirche Sainte-Geneviève, begraben. Nach seinem Tod teilten seine vier Söhne, wie er es verfügt hatte, die Herrschaft untereinander auf, ohne damit allerdings formal unabhängige Reiche zu gründen. 

Die Aufteilung des Frankenreichs nach Chlodwigs Tod
Bildquelle: Von Map Gaul divisions 511-fr.svg: Romain0derivative work: Furfur (talk) – Map Gaul divisions 511-fr.svg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11399467
Chlodwig ist der Gründer des Frankenreiches. Seine Dynastie, die Merowinger verloren die Macht und den Einfluss. Die Dynastie der Karolinger gelangte nun zu Macht und Einfluss.  Aus dieser ging Karl der Große hervor, den man als den eigentlichen Nachfolger Chlodwigs sehen kann.

Entnommen Wikipedia, bearbeitet und gekürzt von Petra Reichel

Die Entstehung und Festigung des fränkischen Staates

Die Auflösung der Urgesellschaft bei den Franken

Die Franken in Gallien

Im Gebiet östlich des mittleren und unteren Rheins wohnten im 3. Und 4. Jahrhundert westgermanische Stämme, die Franken genannt wurden.

Fränkischer Krieger
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Fränkischer Krieger, wie er nach der Beschreibung eines Geschichtsschreibers aussah                                 „Einfach ist die Ausrüstung des Volkes und bedarf nicht vieler Werkmeister, sondern von denen selbst, welche sie tragen, kann leicht ausgebessert werden, was etwa zerbrochen ist. Panzer und Beinschienen kennen sie nicht, Die meisten gehen barhäuptig einher, wenige tragen einen Helm in der Schlacht. Brust und Rücken sind bis zu den Hüften unbedeckt. Beinkleider aus Leinwand oder Leder umschließen die Schenkel…An der Hüfte hängst das Schwert, an der Linken der Schild. Bogen, Schleudern und andere Waffen zum Fernkampfe haben sie nicht, aber ihre zweischneidigen Beile und Angonen sind von größter Wirksamkeit. Die Angonen sind Speere, die weder sehr groß, noch allzuklein sind, und die ebenso zum Wurfe wie im Handgemenge zum Stoße taugen. Sie sind fast ganz mit Eisen beschlagen, so dass der hölzerne Schaft kaum sichtbar ist.“

Entnommen aus dem Geschichtsbuch für die 6. Klasse, Stand 1982

Ständig waren sie bestrebt, neues Land für den Ackerbau zu gewinnen. Deshalb überfielen sie oft andere Völker. Der König eines fränkischen Stammes, Chlodwig, fiel mit seinen freien Kriegern in Gallien ein und besiegte im Jahre 486 den römischen Statthalter und sein Heer. Damit hatten die Franken die Reste der römischen Staatsmacht und zugleich die Sklavenhaltergesellschaft in Gallien beseitigt.

Das Frankenreich unter Chlodwig
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Die Unterwerfung Galliens beschleunigte bei den Franken die Auflösung der Urgesellschaft. Jetzt nahmen sich die freien Bauern in Gallien Land. Sie siedelten sich nicht mehr in Sippengemeinschaften, in der die Verwandten beieinander wohnten, sondern in Dorfgemeinschaften an. Die Bauernkrieger erhielten Land zugeteilt. Sie bearbeiteten es selbstständig mit ihrer Familie. Allmählich wurde dieses Land zum Privateigentum des einzelnen fränkischen Bauern:

Er durfte es verkaufen, verschenken oder vererben. Nur Weide, Wald, Gewässer, auch Allmende genannt, blieben Gemeineigentum der Dorfbewohner. Während der langen Kriege hatten die fränkischen Stammesführer und Könige alle Entscheidungen ohne das Thing getroffen.

Die Stammesführer stärkten ihre Stellung weiter, indem sie sich große Teile des eroberten Landes als Eigentum nahmen. Sie bildeten Gefolgschaften (wie früher die Germanenstämme). Den Gefolgsleuten teilten sie Land zu. Die Stammesführer und die Gefolgsleute, die mehr Land als die freien Bauern und mehr Rechte besaßen, bildeten am Ende des 5. Jahrhunderts die adlige Oberschicht, kurz Adlige genannt. (Sie betrachteten sich als etwas Besseres: als edel oder adlig).

Die Gründung des fränkischen Staates

Der einflussreichste König war am Ende des 05. Jahrhunderts Chlodwig. Er stammte aus der Familie der Merowinger. Zu seinem hohen Ansehen hatten vor allem seine Siege über den römischen Statthalter in Gallien beigetragen. Chlodwig gelang es, die Führer der übrigen fränkischen Stämme zu beseitigen und selbst König aller Franken zu werden.

Chlodwig. Statue vom Grabmal 6. Jh.
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Nachdem die Franken in Gallien den römischen Sklavenhalterstaat vernichtet hatten, brauchten die zur Aufrechterhaltung ihrer Herrschaft einen eigenen Staat. Der fränkische Staat entstand um 500 unter Chlodwig. Der Staat der Franken hatte die Aufgabe, das eroberte Land zu sichern, die dort lebende Bevölkerung (vor allem die Kolonen und Unfreien) zu beherrschen, neue Eroberungen vorzunehmen und die freien fränkischen Bauern in die Abhängigkeit zu zwingen.

Die Franken übernahmen in Gallien das römische Gerichtswesen und die staatliche Münzprägung des römischen Sklavenhalterstaates. König Chlodwig stärkte seine Macht durch die Aneignung riesigen Grundbesitzes. Er stattete Angehörige seiner Gefolgschaft reich mit Land aus und ernannte sie – ebenso wie eine Reihe ehemaliger römischer Großgrundbesitzer- zu königlichen Beauftragten, zu Grafen. Sie erhielten verschiedene Gebiete des fränkischen Reiches zur Verwaltung: man nannte sie Grafschaften. Der fränkische Staat wurde zu einem Machtorgan des Adels. Nachdem nahezu ganz Gallien erobert war, wurden Feldzüge in Richtung Osten unternommen. Chlodwigs Söhne setzten die Eroberungen fort. Der fränkische Staat sehnte sich bald über weite Gebiete West- und Mitteleuropas aus. Friedrich Engels wertete den Staat als „eine Maschine zur Unterdrückung einer Klasse durch die andre“.

Merowingische Goldmünze, 6. Jh. (vergrößert)
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Als die Franken unter Chlodwig Gallien überfielen, trafen sie auf die schon geschwächte römische Sklavenhaltergesellschaft. Da sie das eroberte Land beherrschen wollten, mussten sie einen neuen Staat aufbauen. Chlodwig nachte sich zum König der Franken und setzte Adlige als Grafen ein. Dadurch löste sich bei den Franken die Urgesellschaft schneller auf. Die freien Franken und Gallier wurden unterdrückt.

Die Festigung des fränkischen Staates

Die herrschende und die unterdrückte Klasse bei den Franken

Die Eroberung Galliens hatte für die Entwicklung der Ungleichheit bei den Franken und für die Festigung des fränkischen Staates weitreichende Folgen. Es bildete sich eine neue herrschende Klasse heraus, die sich allmählich zur Klasse der Feudalherren entwickelte. Ihre Macht beruhte auf gewaltigem Landbesitz, dem wichtigsten Produktionsmittel. Zur sich herausbildenden herrschenden Klasse gehörten:

-Der König mit dem größten Landbesitz.

-Fränkische Stammesführer, die sich das Land der geflohenen römischen Großgrundbesitzer aneigneten.

-Ehemalige römische Großgrundbesitzer, die dem fränkischen Adel ihre Dienste anboten und zur Zusammenarbeit mit ihm bereit waren. Sie zeigten den Franken, wie man Bauern ausbeutet.

-Der Dienstadel des Königs. Er wurde aus Gefolgsleuten des Königs gebildet. Es waren Grafen (die Grafschaften verwalteten), Heerführer (die neues Land eroberten und sicherten) und Gutsverwalter (der König konnte sein Land nicht allein verwalten). Sie leisteten also dem König Dienste.

Zugleich entstand allmählich die neue unterdrückte Klasse. Das waren diejenigen, die wenig oder kein Land besaßen. Dazu gehörten:

-Halbfreie, die ein winziges Stück Land besaßen, aber meist auf den Feldern der Adligen arbeiten mussten.

-Unfreie, die kein Land besaßen und auf den Gütern und Feldern für den Adel arbeiteten.

So bestand im fränkischen Staat ein Gegensatz zwischen dem Adel, der großen Grundbesitz hatte, und den Bauern sowie den Halb- und Unfreien. Die Macht der herrschenden Klasse nahm zu, die Gleichheit aller Freien in der Dorfgemeinschaft wurde schließlich endgültig beseitigt.

Chlodwigs Übertritt zum Christentum

Ein weiteres Ereignis, das zur Festigung des fränkischen Staates beitrug, war die Übernahme der christlichen Religion durch König Chlodwig. Er soll während eines Feldzuges gegen die Alamannen zusammen mit 3 000 seiner Krieger zum Christentum übergetreten sein. Was veranlasste ihn, diesen Schritt zu tun?

Die Bewohner Galliens waren Christen. Chlodwig hoffte, wie früher die römischen Kaiser, sie leichter in Gehorsam zu halten, wenn er auch Christ wurde. Die römischen Großgrundbesitzer, die nicht vor den Franken flohen, waren ebenfalls Christen. Mit seinem Übertritt zum Christentum konnten Chlodwig und der fränkische Adel sie leichter als Verbündete gewinnen. Die Kirche war – wie bereits im Römischen Reich- einer der größten Landeigentümer. Der König bekannte sich zur Kirche und verbündete sich mit ihr. Er schenkte ihr Land und vermehrte somit ihren Reichtum. Die christliche Kirche beeinflusste die Bevölkerung, die dem Beispiel des Königs sehr bald folgte und zum Christentum übertrat.

In der Bibel („Neues Testament“) steht:

„Ermahnung zum Gehorsam gegen die Obrigkeit….                                                                  Jedermann sei untertan der Obrigkeit, die Gewalt über ihn hat. Denn es ist keine Obrigkeit ohne von Gott; wo aber Obrigkeit ist, die ist von Gott verordnet. Wer sich der Obrigkeit widersetzt, der widerstrebet Gottes Ordnung…                                                                                                              So gebet nun jedermann, was ihr schuldig seid:                                                                            …Zoll, dem der Zoll gebührt; Furcht, dem die Furcht gebührt; Ehre, dem die Ehre gebührt.“

Die merowingische Kirche in Poitiers (sprich poatjé), 7./8. Jh.
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Chlodwigs Übertritt zur Kirche festigte seine Macht und förderte die Entwicklung zur Klassengesellschaft im fränkischen Reich. Die christliche Kirche wurde – wie vorher im römischen Sklavenhalterstaat – zur Stütze des feudalen Staates.

 

Fibel aus einem Adelsgrab, 7. Jh. , Goldene Scheibenfibel, 7. Jh.
Bildquelle: Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Chlodwig festigte den fränkischen Staat, der um 500 entstanden war. Zu der sich herausbildenden herrschenden Klasse gehörten der König, fränkische Stammesführer, ehemalige römische Großgrundbesitzer und der Dienstadel. Sie besaß das wichtigste Produktionsmittel, den Grund und Boden. Zugleich begann die Herausbildung der unterdrückten Klasse.

Der Eintritt Chlodwigs und des fränkischen Adels in die christliche Kirche trug zur weiteren Festigung des Staates bei. Die Kirche heiligte den fränkischen Staat wie zuvor den römischen.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR

Die Entstehung des Christentums

Das Leben der Sklaven, Bauern, Kolonen und Handwerker im Römischen Reich war immer schwerer geworden: Sie litten unter dem Niedergang der Wirtschaft und zweifelten infolge der Niederlage aller Aufstände daran, jemals ein besseres Leben führen zu können. Sie suchten einen Ausweg aus ihrer Lage.

Das Christentum

In dieser Zeit traten im Römischen Reich Menschen auf, die eine Erlösung aus dem Elend versprachen. Da sie diese Erlösung im Leben nicht für möglich hielten, sollte sie nach dem Tode kommen. Der Glaube daran sollte die Menschen das schlechte Leben vergessen lassen.

  • Im römischen Kaiserreich gab es viele Religionen. Eine trat im Laufe der Zeit besonders hervor: die christliche Religion. Sie entstand im 1. Jahrhundert in Palästina. Im Vergleich mit anderen Religionen war sie leichter verständlich und wandte sich an Freie und Sklaven sowie an alle Völker im Mittelmeerraum. „Da ist kein Unterschied, ob Grieche oder Jude, ob Mann, ob Weib, Sklave oder Freier!“ Es waren vor allem die ärmeren Volksschichten und die Sklaven, besonders Bewohner der Städte, die sich angesprochen fühlten, denn die christliche Religion richtete sich in der ersten Zeit stärker als andere Religionen gegen den Reichtum und gegen den Wucher. In einem Spruch hieß es: ES ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt!

Ihre Anhänger berichteten: Im jüdischen Zimmermannssohn Jesus sei ein Gott in Menschengestalt erschienen. Sie knüpften damit an uralte Vorstellungen an, dass die Erlösung der Menschen von Leid und Unterdrückung durch einen „Chrestos“ (griechisch) erfolgen sollte. Im Lateinischen wurde daraus „Christus“. Christus heißt Auserwählter gottähnlicher Mensch. Die Lehre von einem göttlichen Kinde, das Heil und Segen bringen würde, sowie von einem sterbenden und wiederauferstandenen Gott war im Vorderen Orient seit sehr langer Zeit bekannt.

Alle Menschen, die an Christus glaubten, nannte man Christen. Ihre Lehre wurde in späterer Zeit in Schriften („Neues Testament“, Bibel) gesammelt. Im 1. Jahrhundert bestimmten die christlichen Gemeinden selbst, wie sie ihren Gottesdienst ausüben wollten und wer ihr Vorsteher sein sollte.

Das Christentum als Staatsreligion

  • Aber schon bald verknüpften die Vertreter der christlichen Religion diese Lehre mit der Sklavenhalterordung: Die Christen sollten gehorsam sein und auf Aufstände verzichten und sich widerspruchslos dem Kaiser und seiner Regierung unterordnen.  In der Bibel steht: Jedermann sei untertan der Obrigkeit…Den es gibt keine Obrigkeit ohne von Gott… Das Christentum forderte niemals die Abschaffung der Sklaverei. Die Sklaven sollten Sklaven bleiben und ihren Herren nicht entfliehen. Die Unterdrückung der Armen und die unmenschliche Ausbeutung der Sklaven sollten lediglich gemildert werden.

Die römischen Kaiser schufen sich zur gleichen Zeit eine eigene Religion, einen „Kaiserkult“. Die Christen lehnte den Kaiserkult ab. Es kam zu Zusammenstößen mit der Staatsgewalt und auch zu großen Christenverfolgungen.

Reiche und wohlhabende Römer wurden Christen. Das Vermögen der christlichen Gemeinden stieg. Macht und Ansehen der Bischöfe (das waren die Vorsteher der christlichen Gemeinden) nahmen zu. Sie wollten sich mit dem römischen Staat versöhnen. Die Gedanken des frühen Christentums-sie seien gleichberechtigt und es gelte, gegen die Reichen und den Reichtum zu kämpfen- gerieten mehr und mehr in Vergessenheit. Die Unterordnung unter die Obrigkeit wurde um so stärker verkündet. Die römischen Kaiser erkannten schließlich, dass eine Verbindung mit dem Christentum den Staat stärken könnte.

Kaiser Konstantin / Er erkannte im Jahre 313 das Christentum als gleichberechtigte Religion an und setzte sie für seine Machtpolitik ein.
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982

Die Christen hatten sich eine festgefügte Organisation, die Kirche, geschaffen. Da die Lehre der Christen nur einen Gott anerkannte, mussten die früher von den Römern verehrten Götter abgeschafft werden. Ihre Tempel wurden oft von den Christen zerstört, und viele Denkmäler der antiken Kunst und viele alte Schriften gingen auf diese Weise verloren.

Katakomben in Rom / DAs waren Höhlengänge unter der Stadt, die die frühen Christen als Begräbnisstätte benutzten
Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die 6. Klasse, Stand 1982
  • Am Ende des 4. Jahrhunderts wurde das Christentum zur Staatsreligion erhoben, d.h. alle Römer mussten, ob sie wollten oder nicht, Christen werden.

Die Ausbreitung der christlichen Religion ermöglichte der herrschenden Klasse der untergehenden Sklavenhaltergesellschaft, aber auch späteren Gesellschaftsordnungen, die Religion als wirksames Mittel zur Unterdrückung der ausgebeuteten Klassen einzusetzen.

  • Das Christentum war ursprünglich eine Religion für die Armen und Ausgebeuteten. ES sollte ihnen Trost spenden. Allmählich jedoch sorgten die reichen Christen dafür, dass der römische Staat unterstützt wurde. Die Kaiser erkannten, dass das Christentum, das sich im Reich verbreitet hatte, eine nützliche Religion für sie war. Sie erklärten es deshalb zur Staatsreligion.

Entnommen aus dem Geschichtsbuch der DDR für die6. Klasse, Stand 1982, bearbeitet von Petra Reichel

Original-Text aus dem Geschichtsbuch der DDR